Essen/Duisburg/Bochum. . Die lange diskutierte Stahlhochzeit zwischen Thyssen-Krupp und Tata steht kurz bevor. Warum Betriebsrat und IG Metall Widerstand ankündigen.
Thyssen-Krupp steht kurz vor einer historischen Zäsur: Alles deutet darauf hin, dass mit dem Stahl die Keimzelle des Unternehmens aus dem Konzern herausgelöst und mit dem indischen Konkurrenten Tata verheiratet wird. Die Verhandlungen seien auf der Zielgeraden, noch in diesem Monat sei eine Einigung möglich, teilte Thyssen-Krupp am Montag mit.
Die für den Dienstag anberaumte Konzern-Aufsichtsratssitzung wurde eigens dafür verschoben – nach Informationen unserer Redaktion auf das Wochenende der Bundestagswahl am 24. September. Betriebsrat und IG Metall kündigten erbitterten Widerstand an.
Konzernchef Hiesinger soll es signalisiert haben
Damit ließ der Konzern erstmals durchblicken, dass die Verhandlungen mit Tata über eine Fusion der europäischen Stahlsparten wohl vor dem Abschluss stehen. Wie aus Arbeitnehmerkreisen zu hören war, habe Konzernchef Heinrich Hiesinger dies auch vor Betriebsräten bereits signalisiert.
Offiziell war in der Essener Zentrale des Dax-Konzerns am Montag von „konstruktiven Gesprächen“ die Rede, die aber noch nicht abgeschlossen seien. Auch stünden noch Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern aus. Ziel ist ein Gemeinschaftsunternehmen, an dem Thyssen-Krupp und Tata je die Hälfte halten.
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Die IG Metall bereitet nach Informationen der Redaktion eine Großdemonstration für den 22. September vor – den Freitag vor der Bundestagswahl. Sie soll diesmal nicht am Stahlsitz in Duisburg stattfinden, sondern in Bochum.
Gabriel und Schulz könnten zur Demo kommen
Das dortige Stahlwerk sehen die Arbeitnehmervertreter ebenso wie das Grobblech-Werk im Duisburger Süden als besonders gefährdet an, sollte es zur Fusion kommen. Auch SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz und Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) könnten zur Demo nach Bochum kommen, hieß es.
Betriebsräte gehen davon aus, dass die Entscheidung pro Tata in der Konzernspitze bereits gefallen ist. „Die Vorzeichen sind eindeutig“, sagte der Stahl-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Günter Back – und kündigte entschiedenen Widerstand an. Es werde eine „Auseinandersetzung auf mehreren Ebenen“ geben, das genaue Vorgehen würde von den Betriebsräten der einzelnen Standorte und der IG Metall in den nächsten Tagen beraten.
Für Back ist die Fusion mit Tata „die schlechteste aller Varianten“, die „ein hohes Risiko für den ohnehin nicht allzu stabilen Konzern“ mit sich bringe.