Dortmund. Beim Landesparteitag der NRW-Grünen feierten die Delegierten am Samstag einen „historischen“ Sieg: das Ja des Bundestags zur „Ehe für alle“.
Die Aufarbeitung der Wahlniederlage sollte beim Parteitag der NRW-Grünen im Mittelpunkt stehen. Zunächst aber sonnten sich die rund 280 Delegierten am Samstag lange in einem „historischen“ Sieg: Das Ja des Bundestags zur „Ehe für alle“ wirkt motivierend auf die angeschlagene Landespartei. Zeigt es doch, dass es sich am Ende auszahlen kann, unbeirrt für ein großes Ziel zu kämpfen.
Grüne zeigen Regenbogenfarben in Dortmund
Volker Beck, prominentester Streiter der Grünen für die Rechte von Schwulen und Lesben, war der Star der grünen „Landesdelegiertenkonferenz“ in der kleinen Westfalenhalle. Er wurde mit stehenden Ovationen gefeiert und gestattete den Parteifreunden ein paar Einblicke in sein Seelenleben am „Tag danach“. „Die Phase der Duldung von Schwulen und Lesben ist zu Ende, es beginnt die Epoche der Akzeptanz“, rief der Kölner, und er erinnerte sich in dieser Stunde des Triumphes an „all jene Verletzungen, die man von der Gesellschaft zugefügt bekommt“.
Beck fordert Einsatz für Transsexuelle, Sinti und Roma
Viele Delegierte zeigten in Dortmund die Regenbogenfarben, ein Symbol für die Akzeptanz von Vielfalt. Mona Neubaur, Landesvorsitzende der Grünen, verteilte an ihrem 40. Geburtstag Regenbogen-Bonbons mit einem grünen Herz. Ihr Co-Vorsitzender Sven Lehmann lobte Volker Beck als einen Mann, der „Menschenrechtsgeschichte mitgeschrieben hat“.
Beck rief seine Partei auf, sich nach dem Erfolg bei der „Ehe für alle“ verstärkt auch für andere Minderheiten einzusetzen. Zum Beispiel für Transsexuelle, für Sinti und Roma („Es muss Schluss sein, dass das Volk der Roma auf diesem Kontinent hin- und hergeschoben wird“) und für jüdische Kontingentflüchtlinge, die bei der Bemessung ihrer Renten nicht schlechter gestellt werden sollten als die deutschen Spätaussiedler aus der früheren Sowjetunion.
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Mit großer Mehrheit stimmten die Delegierten für einen Leitantrag, der einen Neustart der Partei nach der verlorenen Wahl einleiten soll. „Neues Grün braucht das Land“ steht darüber, und die Sehnsucht, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, zog sich durch fast alle Reden. „Unsere Kampagne hat sich zu wenig am Lebensalltag der Menschen orientiert“, sagte Sven Lehmann. „Wir stellen uns schonungslos jeder Kritik.“ Die Grünen denken unter anderem darüber nach, künftig Quoten einzuführen, die es neuen Kandidaten erleichtern, in die Parlamente zu kommen (Neuenquote). Auch über eine mögliche Urwahl der Vorsitzenden durch die Parteimitglieder wird nachgedacht und über höhere Zustimmungsquoten für langjährige Mandatsträger. Mona Neubaur forderte, die Partei müsse „raus aus dem kleinen grünen Kreis und raus zu den Volksfesten und in die Fußballstadien.“ Mit „Rechthaberei“ könnten die Grünen keine Wahlen gewinnen.