Essen. . Nach der Brandkatastrophe in London und der Evakuierung eines Hochhauses in Wuppertal überprüfen nun auch andere Städte in NRW ihre Bauten.

Nach der Evakuierung eines Hochhauses in Wuppertal wegen Mängeln beim Brandschutz überprüfen auch andere Städte in NRW ihre Bauten. Eine Liste möglicherweise riskanter Gebäude stellt derzeit die Stadt Essen zusammen. Dabei gehe es um rund 400 Häuser, die in Kürze auf Brandschutzmaßnahmen untersucht werden sollen, erklärt eine Stadtsprecherin. Rund 100 Bauten würden turnusmäßig begutachtet, etwa auf Brandschutztüren, Fluchtwege und Feuerlöscher, dazu gehören indes nicht die Fassaden. Auch Recklinghausen arbeitet an einer Liste fraglicher Bauten.

Ab einer Gebäudehöhe von 22 Metern sind in Deutschland nicht-brennbare Fassaden vorgeschrieben, da die Einsatzgeräte der Feuerwehr nur bis in diese Höhe reichen. Die Stadt Essen will indes auch niedrigere Bauten in den Blick nehmen. Alarmiert sind auch die Behörden in Köln, Bochum, Mülheim, Dortmund und Duisburg, wo es allein mehr als 65 Hochhäuser gibt, die alle sechs Jahre überprüft werden.

Strengere Vorschriften auch für niedrigere Häuser

Das Problem: Da die Fassaden nicht genehmigungspflichtig sind, haben die Stadtämter keinen Überblick über den Brandschutz an den Außenwänden, erläutert ein Sprecher der Stadt Bochum. „Wenn eine Fassade saniert wird, muss die zuständige Bauordnungsbehörde nicht informiert werden“, sagt Hartmut Ziebs, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbands der WAZ. Wenn sich Firmen oder Bauherren nicht an die Brandschutzvorschriften hielten, werde dies also nicht aktenkundig. „Eine Fassade wie in Wuppertal dürfte es in Deutschland gar nicht geben“, so Ziebs. „Das besorgt mich sehr.“ Nötig seien strengere Vorschriften auch für niedrigere Häuser.

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Von Christopher Onkelbach

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