Dortmund. . Nach dem BVB-Anschlag hat sich der erste Verdacht nicht bestätigt. Fahnder prüfen nun eine Spur in die rechtsradikale sächsische Fußballszene.
- Fahnder gehen nach Anschlag auf BVB-Team nicht mehr von einem islamistischen Hintergrund aus
- Die Sprengsätze wurden nach Erkenntnissen der Ermittler elektronisch ausgelöst
- Die Ermittlungen laufen nach Angaben von Jäger in alle Richtungen
Die Fahnder gehen nach dem Anschlag auf das BVB-Team inzwischen offenbar nicht mehr von einem islamistischen Hintergrund aus.
Das erfuhr unsere Redaktion aus Sicherheitskreisen. Nach Angaben des „Focus“ verfolgen die Fahnder inzwischen auch eine Spur in die rechtsradikale sächsische Fußballszene. Im Zentrum der Untersuchungen stehen nun Sprengstoff und Zündmechanismus der Bombe.
Am Freitagabend wurde bekannt, dass beim Berliner „Tagesspiegel“ per E-Mail ein neues Bekennerschreiben eingegangen ist. Dem Bericht zufolge handelt es sich um ein rechtsextremes Schreiben, in dem sich der Verfasser auf Hitler beziehe und gegen „Multi Kulti“ hetze. Außerdem werde ein weiterer Angriff angekündigt: Am 22. April werde „buntes Blut fließen“, heißt es, der „Trupp Köln“ stehe bereit. Möglicherweise bezieht sich die Drohung auf die Demonstrationen gegen den Bundesparteitag der AfD in Köln. Sicherheitskreise nähmen das Schreiben ernst, schreibt der „Tagesspiegel“.
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Bei dem Anschlag auf den Teambus waren am Dienstagabend drei Sprengsätze mit Metallstiften detoniert. BVB-Verteidiger Marc Bartra und ein Polizist wurden verletzt. Die Sprengsätze wurden nach Erkenntnissen der Ermittler elektronisch ausgelöst. Eine Lichtschranke wurde am Tatort offensichtlich nicht gefunden. NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) erklärte, die Sprengsätze seien hochprofessionell gebaut gewesen. „Die Sprengkraft war enorm“, sagte er.
Die Ermittlungen laufen nach Angaben von Jäger in alle Richtungen. Rechte oder linke Extremisten, Hooligans und Islamisten kämen als Täter in Frage. Das am Tatort gefundene Bekennerschreiben lasse Fragen offen, „ob nicht möglicherweise andere extremistische Phänomene beteiligt waren“.
Iraker wird IS-Mitgliedschaft vorgeworfen
Der Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof erließ Haftbefehl gegen einen 26-jährigen Iraker, der in Wuppertal festgenommen worden war. Für eine Beteiligung des Mannes am Anschlag fanden die Ermittler aber keine Beweise. Ihm wird stattdessen die Mitgliedschaft in der Terrormiliz Islamischer Staat vorgeworfen. Seine Einheit soll im Irak Entführungen, Verschleppungen und auch Tötungen vorbereitet haben. Anfang 2016 kehrte der Iraker nach Deutschland zurück. Die FDP will von Jäger wissen, warum der Mann erst jetzt festgenommen wurde.
BVB-Trainer Thomas Tuchel und mehrere Spieler kritisierten die Entscheidung, nur 22 Stunden nach dem Anschlag das Champions-League-Nachholspiel gegen Monaco anzusetzen. „Ich fühle mich wie ein Tier, nicht wie ein Mensch“, so Abwehrchef Sokratis. Die Dortmunder hatten das Spiel mit 2:3 verloren.