Düsseldorf. Polizeiinspekteur verteidigt im Innenausschuss den Einsatz beim Spiel Borussia Dortmund gegen RB Leipzig. Randale seien nicht zu erahnen gewesen.
Er entwickle allmählich eine Allergie gegen die Beschreibung „neues Phänomen“, murrte FDP-Mann Marc Lürbke am Donnerstag im Innenausschuss des Landtags. Wann immer in der NRW-Sicherheitspolitik der vergangenen Jahre etwas gewaltig aus dem Ruder lief, ließ Innenminister Ralf Jäger (SPD) die Ereignisse vorzugsweise mit ihrer Unvorhersehbarkeit erklären. So war es nach der außer Kontrolle geratenen Demonstration „Hooligans gegen Salafisten“ (Hogesa), den Kölner Silvesterübergriffen oder dem Berliner Attentat des behördenbekannten Islamisten Anis Amri.
Auch die Krawalle rund um das Bundesliga-Spiel Borussia Dortmund gegen RB Leipzig sollen „im Vorfeld nicht zu erahnen“ gewesen sein, wie Jägers Polizeiinspekteur Bernd Heinen im Innenausschuss ausführte. Die „eruptive Gewalt“ heimischer Fan-Gruppen gegen unschuldige Anhänger der Gast-Mannschaft sei neu gewesen. Mit der Einsatzplanung hätten die Exzesse gleichwohl nichts zu tun. Die Polizei sei „richtig und angemessen aufgestellt“ gewesen.
Partie war nicht als Risikospiel eingestuft
Rund um das Dortmunder Stadion waren zunächst 237 Beamte im Einsatz, darunter 152 Hundertschaftbeamte. „Eine solide Kräfteplanung“, wie Heinen fand. Das Spiel sei zwar nicht als Risikospiel eingestuft worden, jedoch als „gelbes“ Spiel mit verstärktem Personaleinsatz. Das Innenministerium sieht keinen Zusammenhang mit der seit 2014 geltenden Maßgabe in NRW, beim Fußball „lageangepasst“ nur noch möglichst wenige Polizisten einzusetzen. Den Oppositions-Vorwurf, es sei mit „Mut zur Lücke“ vorgegangen worden, wies Jäger als „Unverschämtheit“ zurück.
Wie Polizeiinspekteur Heinen berichtete, könnte die Änderung der Anfahrtroute des Leipziger Mannschaftsbusses Auslöser für den Gewaltausbruch gegen friedliche RB-Fans gewesen sein. Offenbar hatten sich mehrere Hundert gewaltbereite „Ultras“ eigentlich versammelt, um das eintreffende gegnerische Team zu schmähen.
RB Leipzig hatte besseren Schutz in NRW gefordert
Die Änderung der Bus-Anfahrtroute wiederum ging direkt auf das Innenministerium zurück. Die Geschäftsführung von RB Leipzig hatte in einem persönlichen Brief an Jäger am 21. November einen besseren Geleitschutz in NRW eingefordert. Nach Erfahrungen in Köln und Leverkusen fürchtete Vorstandschef Oliver Mintzlaff, dass es auch bei den NRW-Auswärtsspielen in Dortmund, Mönchengladbach und Schalke „zu Übergriffen auf den Bus unseres Teams bei der An- und Abreise kommen kann“. Man bat deshalb um „eine neue Bewertung der Sicherheits- und Gefährdungslage für RB Leipzig“.
Das Innenministerium will daraufhin alle betroffenen Behörden informiert und Maßnahmen wie die Änderung der Anfahrtroute eingeleitet haben. Auf eine Frust-Reaktion des ausgebremsten Mobs scheint man indes nicht vorbereitet gewesen zu sein.
Dabei hatten die RB-Verantwortlichen Jäger ausdrücklich vor einer Art Überbietungswettbewerb der Ultra-Fans gewarnt: „Diese Gruppen sog. Fußballfans werden auch in Zukunft versuchen, die jeweils andere Gruppe mit Aktionen gegen RB Leipzig zu überflügeln und größtmöglichen Schaden an Sachwerten und möglicherweise auch Personen anzurichten.“