Rom/Berlin. Vor Somalia hat ein Kreuzfahrtschiff sich erfolgreich gegen einen Piratenangriff verteidigt. Die Besatzung schoss offenbar zurück, als sich Piraten dem Schiff näherten. An Bord befanden sich über 1.500 Menschen, von denen alle wohlauf sind. 38 von ihnen sind Deutsche.
Vor der Küste Somalias ist ein deutsch-italienisches Kreuzfahrtschiff mit mehr als 1500 Menschen an Bord nur knapp einem Piratenangriff entkommen. Die «MS Melody» wurde am Samstagabend von einem Schnellboot angegriffen, wie der Kapitän telefonisch der italienischen Nachrichtenagentur ANSA berichtete. Im Golf von Aden kaperten Piraten erneut ein deutsches Schiff.
Feuer erwidert
Nach Angaben von Kapitän Ciro Pinto griff ein Schnellboot gegen 21. 35 MESZ mit sechs mit Kalaschnikows bewaffneten Piraten das Kreuzfahrtschiff an. Sicherheitsleute an Bord hätten das Feuer erwidert und so die Angreifer in die Flucht geschlagen, sagte er weiter. Niemand sei verletzt worden, die Piraten seien entkommen.
Das Kreuzfahrtschiff der italienischen Reederei MSC, die in Deutschland von der Tochterfirma MSC Kreuzfahrten vertreten wird, befand sich nach Ende der Winterkreuzfahrt-Saison auf dem Rückweg nach Italien. An Bord befanden sich nach Angaben des Kapitäns 991 Passagiere und 536 Besatzungsmitglieder. Darunter sind 38 Deutsche. Das teilte die deutsche Niederlassung der Reederei in München am Sonntag mit. Sie seien alle unversehrt. Das Schiff sei auf dem Weg zur jordanischen Küste, hieß es weiter. Nach dem Angriff steuerte die «MS Melody» die jordanische Hafenstadt Akaba an.
Das Auswärtige Amt in Berlin teilte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AP mit, man sei um Aufklärung bemüht. Deutsche seien nach bisherigen Erkenntnissen nicht zu Schaden gekommen. Ob und wieviele Bundesbürger an Bord seien, konnte der Sprecher nicht sagen.
Mehr als 1.500 Menschen an Bord
Laut «Spiegel Online» befand sich das Kreuzfahrtschiff auf dem Rückweg von den Seychellen. Ein Passagier aus Baden-Württemberg berichtete dem Online-Magazin telefonisch von den Ereignissen. Er habe etwa 50 Schüsse gehört, die außerhalb des Schiffes abgegeben worden seien. Die Passagiere seien aufgefordert worden, in ihre Kabinen zu gehen und die Lichter zu löschen. Angriffe auf Kreuzfahrtschiffe vor Somalia kommen selten vor, die Piraten konzentrieren sich eher auf Handelsschiffe.
Im Golf von Aden wurde derweil erneut ein deutsches Schiff gekapert. Wie ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Potsdam der Nachrichtenagentur AFP sagte, meldete die Besatzung am frühen Samstagmorgen einen Angriff. Nach Angaben eines Sprechers der Fünften US-Flotte in Bahrain brachten die Seeräuber den Getreidefrachter «Patriot» 150 Seemeilen südöstlich des jemenitischen Hafens El Mukalla in ihre Gewalt. Ein Schiff mit diesem Namen befindet sich im Besitz der Hamburger Reederei Johann M.K. Blumenthal. Laut Homepage des Unternehmens fährt der Frachter unter maltesischer Flagge. Die Reederei wollte sich zu der Entführung jedoch nicht äußern, auch das Auswärtige Amt bestätigte die Angaben zunächst nicht.
Besatzung offenbar unverletzt
Nach Angaben des Ostafrikanischen Seefahrer-Hilfsprogramms (EASA) in Nairobi befinden sich 17 Besatzungsmitglieder an Bord des 31.000 Tonnen schweren Frachters. Sie seien offenbar unversehrt. Über ihre Nationalität war zunächst nichts bekannt. Laut «Spiegel Online» stammt die Besatzung nicht aus Deutschland.
Somalische Piraten halten seit Anfang April bereits die deutsche «MV Hansa Stavanger» der Reederei Leonhardt und Blumberg in ihrer Gewalt. Unter den 24 Seeleuten an Bord sind fünf deutsche Staatsbürger. (afp/ap)