Berlin. Das deutsche Rentensystem ist offenbar besser als sein Ruf. In der Wirtschaftskrise hat es sich bisher laut einer OECD-Studie als sehr stabil erwiesen. Im Vergleich mit anderen Industriestaaten geht es den deutschen Rentnern gut. Weniger als zehn Prozent leben unter der Armutsgrenze.

Das deutsche Rentensystem hat die beispiellose Wirtschaftskrise bislang fast unbeschadet überstanden. Laut einer neuen OECD-Studie schneidet die umlagefinanzierte Alterssicherung in der Bundesrepublik besser ab als die vieler anderer Industriestaaten, wo kapitalgedeckte Systeme und private Pensionsfonds gigantische Verluste verzeichnet haben.

Weiter zeigt der am Dienstag veröffentlichte Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), dass es den deutschen Ruheständlern vergleichsweise gut geht. Weniger als zehn Prozent der Bevölkerung über 65 Jahren lebten 2005 in Deutschland unter der Armutsgrenze. Im OECD-Schnitt waren es hingegen 13,3 Prozent.

Allerdings bekommen viele deutsche Rentenversicherte im Alter auch relativ wenig ausgezahlt. In dem Bericht heißt es: «Wer heute als junger Mensch ins Arbeitsleben eintritt und über die gesamte Erwerbskarriere unterdurchschnittlich verdient, dem wird durch die gesetzliche Rente ein so geringer Anteil seines Einkommens ersetzt wie in keinem anderen OECD-Land.»

Gute Noten für Riester-Rente

Bei einer Erwerbskarriere mit der Hälfte des Durchschnittseinkommens werden demnach nach 45 Beitragsjahren aus der gesetzlichen Rente 43,0 Prozent des Bruttoeinkommens ersetzt, im OECD-Schnitt sind es aber unter vergleichbaren Bedingungen 71,9 Prozent. Auch liege die bedarfsgeprüfte Grundsicherung für Rentner in Deutschland deutlich niedriger als in den meisten anderen OECD-Ländern.

Auch die betriebliche und die staatlich geförderte private Vorsorge, also die Riester-Rente, bekamen gute Noten. Sie seien durch verschiedene Sicherungsnetze sowie eine konservative Anlagestrategie «vergleichsweise gut geschützt», lobte die OECD. Damit sei es Deutschland gelungen, das Vertrauen in die freiwillige private Vorsorge aufrechtzuerhalten. Für die betrieblichen Renten habe sich zudem der Pensionssicherungsverein als stabil erwiesen.

"Eine der höchsten Deckungsraten"

Die freiwillige private Altersvorsorge erreicht in Deutschland zudem eine der höchsten Deckungsraten: Besser als anderen Ländern gelingt es hierzulande mit starker staatlicher Förderung Geringverdiener dafür zu gewinnen. «So ist bei dieser Gruppe die Beteiligung an privater Vorsorge mehr als doppelt so hoch wie in ähnlichen Systemen in den USA oder in Großbritannien», hieß es.

Laut der Studie haben private Pensionsfonds in den OECD-Ländern im vergangenen Jahr 23 Prozent ihres Wertes oder 5,4 Billionen US-Dollar verloren. Die größten Verluste wurden in Irland, Australien und den USA verzeichnet. In allen drei Ländern sei ein besonders großer Teil des Kapitals in Aktien investiert gewesen.

Auch die umlagefinanzierten Systeme seien von der Krise betroffen, vor allem in Ländern, die schon vor der Krise einen großen Teil des Volkseinkommens auf Renten aufgewendet haben, berichtete die OECD. «So wird sich in Italien, Österreich, Frankreich oder Griechenland durch die Rezession der Druck für weitere Rentenreformen oder auch Rentenkürzungen erhöhen», erklärte die Organisation. (ap)