Arnsberg. Er beerbt Friedrich Merz als CDU-Kandidat im Hochsauerlandkreis und bezeichnet sich als "wertkonservativ". Patrick Sensburg will "christliche Politik" machen und dabei auf die "Zehn Gebote" setzen. In der Wirtschaftspolitik tickt er dagegen genauso liberal.

Begeisterung löst Patrick Sensburg noch nicht aus beim Wirtschaftsflügel der CDU. Als der 38-jährige Bundestagskandidat für den Hochsauerlandkreis ein Referat vor knapp 50 Mitgliedern des CDU-Wirtschaftsrats in Arnsberg hält, fallen die Reaktionen eher zurückhaltend aus. Allenfalls ein zustimmendes Kopfnicken erntet Sensburg bei den meist älteren Herren für sein Plädoyer gegen Mindestlöhne. Am Ende gibt es kurzen, höflichen Applaus.

Sensburg ist der Nachfolger von Friedrich Merz. Das ist kein leichter Job. «Es ist ein zwiespältiges Gefühl für mich», sagt der 38-Jährige und lächelt. Auf der einen Seite freue er sich natürlich, dass er erstmals für den Bundestag kandidieren könne. Andererseits aber sei der Verzicht von Merz auf eine weitere Kandidatur ein «großer Verlust für die CDU».

Merz ist nicht einfach zu ersetzen

Im Januar war Sensburg zum Direktkandidaten der CDU im Sauerland gewählt worden. Er setzte sich gegen drei Mitbewerber durch. Der Wahlkreis gilt als CDU-Hochburg. Merz hatte ihn seit 1994 direkt gewonnen. Der Ex-Chef der CDU/CSU-Bundestagsfraktion hatte frühzeitig auf eine erneute Kandidatur für den Bundestag verzichtet.

In der sauerländischen CDU-Hochburg holte Merz bei der Bundestagswahl vor vier Jahren 57,7 Prozent. Aber nicht deshalb ist es schwer, als CDU-Politiker der Nachfolger von Merz zu sein. Merz, der Angela-Merkel-Rivale und Erfinder der Bierdeckel-Steuerreform, ist nicht so einfach zu ersetzen.

Bei seinem Versuch, Merz zu ersetzen, schießt der Rechts- und Politikwissenschaftler Sensburg zuweilen etwas über das Ziel hinaus. Bei seinem Vortrag vor dem CDU-Wirtschaftsrat etwa spricht er nicht von der Linkspartei, sondern durchweg von der «SED», wenn er vor der Gefahr einer angeblich drohenden rot-rot-grünen Regierung nach der Bundestagswahl am 27. September warnt.

"Orientiert an den Zehn Geboten"

«Ich bin genauso wirtschaftsliberal wie Merz, aber vielleicht noch etwas wertkonservativer», sagt Sensburg. Er wolle «christliche Politik» machen - «orientiert an den Zehn Geboten». Die CDU müsse an der Familie als der «Keimzelle des Staates» festhalten, lautet seine Botschaft.

Der bibelfeste Bewerber muss allerdings zunächst einmal durch das Tal des Wahlkampfs. In einer Arnsberger Fabrik für Toilettenpapier lobt er die modernen Maschinen und schüttelt viele Hände. In Zeiten der globalen Rezession würdigt Sensburg die «starken mittelständischen Familienunternehmen im Sauerland».

Bei seinem Gegenkandidaten im Wahlkreis, dem SPD-Landtagsabgeordneten Karsten Rudolph, habe er teils «erschreckende Positionen» ausgemacht, berichtet Sensburg. Rudolph habe dem Staat die Hauptverantwortung bei der Schaffung von Arbeitsplätzen zugewiesen. «Das ist Quatsch», sagt Rudolph. Er habe lediglich darauf hingewiesen, dass auch der Staat Jobs etwa bei Polizei und für Lehrer schaffe. Schließlich sei ja auch Sensburg Professor an einer staatlichen Fachhochschule, sagt Rudolph. Sensburg produziere im Wahlkampf meist «nur Sprechblasen», rügt der SPD-Kandidat.

Das Direktmandat im Wahlkreis wird Sensburg dennoch kaum zu nehmen sein. Im Wahlkampf nehme er auch Ratschläge von Merz an, berichtet der Christdemokrat. «Er ist auch schon bei Wahlkampf-Veranstaltungen von mir aufgetreten, wobei es nicht ganz so einfach ist, nach Friedrich Merz zu reden», sagt Sensburg. Rhetorisch kann Sensburg noch viel lernen vom Redner Merz. (ddp)