Stuttgart. Die katholische Piusbruderschaft hat mit Unverständnis auf die heftige Kritik an ihrem NS-Vergleich reagiert. Der deutsche Distriktobere der Gemeinschaft, Pater Franz Schmidberger, verteidigte im Internet den umstrittenen Aufruf zum "friedlichen" Protest gegen den Christopher Street Day.

Die traditionalistische Piusbruderschaft hat mit Unverständnis auf die heftige Kritik an ihrem NS-Vergleich reagiert. Der deutsche Distriktobere der Gemeinschaft, Pater Franz Schmidberger, verteidigte auf der Internetseite der Piusbrüder den umstrittenen Aufruf zum «friedlichen» Protest gegen den Christopher Street Day (CSD) in Stuttgart und beklagte eine «Falschauslegung» des Textes.

NS-Vergleich sei "vollkommen falsch verstanden worden"

«Wir stellen fest, dass unsere Erwähnung des NS-Unrechts vollkommen falsch verstanden wurde. Wir haben weder der Absicht noch den Tatsachen nach den CSD mit dem NS-Unrechtsregime gleichgesetzt», betonte der oberste deutsche Piusbruder. Die Bruderschaft weise aber darauf hin, «dass nach christlicher Sittennorm das Anliegen des CSD unmoralisch ist».

Die Traditionalisten hatten in der neuen Ausgabe ihres «Mitteilungsblatts» in der Rubrik «Untergang des Abendlandes» zum Protest gegen den «perversen» CSD aufgerufen. In dem Text heißt es unter anderem: «Wie stolz sind wir, wenn wir in einem Geschichtsbuch lesen, dass es im Dritten Reich mutige Katholiken gab, die sagten: 'Wir machen diesen Wahnsinn nicht mit!'. Ebenso muss es heute wieder mutige Katholiken geben!» Die CSD-Veranstalter stellten am Donnerstag Strafanzeige gegen den Autor des Textes, der Grünen-Politiker Volker Beck regte eine Beobachtung der Gemeinschaft durch den Verfassungsschutz an, die Diözese Rottenburg-Stuttgart distanzierte sich umgehend von dem Aufruf.

CSD ist Verstoß gegen die "sittliche Ordnung"

Schmidberger verteidigte den Text: «Um alle Katholiken anzuspornen, wurde auf das Vorbild derjenigen Männer und Frauen verwiesen, die in den Jahren des Nationalsozialismus gegen die himmelschreienden Sünden gegen das fünfte Gebot Gottes ihre Stimme erhoben haben, auch unter dem Risiko für das eigene Leben.» Katholiken seien immer aufgefordert, ihre Stimme zu erheben, «nicht erst dann, wenn totalitäre Regime die Menschenwürde systematisch missachten, sondern auch dann, wenn Interessengruppen öffentlich gegen die sittliche Ordnung aufstehen». (ddp)