Washington. Der amerikanische Senator Edward (Ted) Kennedy ist im Alter von 77 Jahren an einem Gehirntumor verstorben. Er war ein Bruder des 1963 ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy. Erst Anfang August war seine Schwester Eunice Kennedy Shriver gestorben.

Edward Kennedy auf einem Bild aus dem Jahr 2006. Foto: ap
Edward Kennedy auf einem Bild aus dem Jahr 2006. Foto: ap © AP

Der langjährige Senator Edward Kennedy, einer der führenden liberalen Politiker der USA, ist im Alter von 77 Jahren einem Krebsleiden erlegen. Der jüngste Bruder des 1963 ermordeten Präsidenten John F. Kennedy starb am späten Dienstagabend, wie seine Familie am Mittwoch in Hyannis Port im US-Staat Massachusetts mitteilte. Bei Edward Kennedy wurde im Mai 2008 ein bösartiger Gehirntumor diagnostiziert, woraufhin er sich einer Operation und einer Mischung aus Strahlen- und Chemotherapie unterzog. Kennedy wurde erstmals 1962 in den Senat gewählt, als sein Bruder noch Präsident war.

Familie in Trauer

«Wir haben das unersetzliche Zentrum unserer Familie verloren», hieß es in der Erklärung. Die Inspiration seines Glaubens, seines Optimismus' und seines Durchhaltevermögens werde in den Herzen der Familie ewig weiterleben. «Wir danken allen, die ihn im vergangenen Jahr geholfen und unterstützt haben.» Der Dank gelte auch allen, die Kennedy in den vielen Jahren in seinem ruhelosen Kampf «für Fortschritt, Fairness und Chancengleichheit» unterstützt hätten.

Für Familie und Freunde war Edward Moore Kennedy nur «Ted» oder «Teddy», vor allem aber war er der «liberale Löwe des Senats», wie er häufig genannt wurde. Der Senator aus Massachusetts war über Jahrzehnte einer der führenden Demokraten. Er verstand sich als Sprachrohr der Arbeiter, der Armen und Schwachen und äußerte sich vor allem zu Fragen der Gesundheitspolitik, zu Bürgerrechten und zur Friedenspolitik. In den vielen Jahrzehnten im Senat nahm er Einfluss auf fast jedes Gesetz zur Sozialgesetzgebung, das den Kongress passieren musste.

Edward Kennedy mischte sein Leben lang in der Politik mit - hier 1993 mit dem damaligen Präsidenten Bill Clinton. Foto: ap
Edward Kennedy mischte sein Leben lang in der Politik mit - hier 1993 mit dem damaligen Präsidenten Bill Clinton. Foto: ap © AP

«Es gibt nur wenige Menschen, die das Leben dieses Landes in dieser Breite und in dieser Größenordnung beeinflusst haben», sagte US-Präsident Barack Obama im April. Nur zwei Senatoren in der Geschichte der USA waren länger im Amt als Kennedy. Seine eigenen Hoffnungen, ins Weiße Haus zu kommen, musste er 1969 aufgeben. Er war damals als 37-Jähriger in einen Autounfall verwickelt, bei dem eine junge Frau ums Leben kam. Seine Präsidentschaftsbewerbung 1980 scheiterte.

Autounfall verhinderte politische Karriere

Obama erklärte, Amerika habe eine «große Führungspersönlichkeit» verloren, den «größten US-Senator unserer Zeit». Er dankte Kennedy für dessen weise Ratschläge im Senat. Kennedy hatte das demokratische Establishment überrascht, als er sich gegen Hillary Clinton und für den jungen Senatskollegen Obama als Präsidentschaftskandidat ausgesprach. Bei seinem Auftritt auf dem Nominierungsparteitag in Denver hielt er eine bewegende Rede. Zur Amtseinführung Obamas im Januar erschien er noch persönlich - Stunden später erlitt er bei einer Gala einen schweren Zusammenbruch.

Der kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger, der mit Kennedys Nichte Maria Shriver verheiratet ist, pries den demokratischen Senator als «Champion der sozialen Gerechtigkeit und politische Ikone». Er selbst habe viel von ihm gelernt, erklärte der Republikaner. Auch die Witwe von Expräsident Ronald Reagan, Nancy Reagen, kondolierte.

Kennedy war auch einer der schärfsten Kritiker der Irak-Politik von Präsident George W. Bush. Sein Nein im Senat zu einem Militäreinsatz gegen den Irak im Herbst 2002, ein Krieg «ausgedacht in Texas», bezeichnete Kennedy als die vielleicht beste Entscheidung, die er als Senator je getroffen habe.

Edward Kennedy im August 1968. Foto: afp
Edward Kennedy im August 1968. Foto: afp © AFP

Edward Kennedy musste miterleben, wie seine beiden Brüder John und Robert durch die Kugeln von Attentätern starben. Kennedy hielt die Reden an ihren Gräbern, tröstete die Witwen und waren den vaterlosen Nichten und Neffen ein Mentor. Zwei Wochen vor ihm starb seine Schwester Eunice Kennedy Shriver.

Der studierte Jurist Kennedy heiratete 1958 Joan Bennet, von der er sich 1982 wieder scheiden ließ. Vier Jahre später heiratete er die Anwältin Victoria Reggie. Er hinterlässt eine Tochter, Kara Kennedy Allen, zwei Söhne, Edward Jr. und Patrick, und zwei Stiefkinder Caroline und Curran Raclin. Kennedys Memoiren «True Compass» (Wahrer Kompass) sollen im Herbst erscheinen. (ap)