Frankfurt. SPD-Spitzenkandidat Heiko Maas hat bei der Saar-Wahl gute Chancen. Im zweiten Anlauf will der 42-Jährige CDU-Ministerpräsident Peter Müller ablösen. Will Maas in die Staatskanzlei einziehen, muss er aber vermutlich das erste rot-rote Bündnis im Westen schmieden.

Ausdauer hat Heiko Maas: Im vergangenen Jahr bestritt er seinen ersten Triathlon, und auch als Politiker bewies der saarländische SPD-Spitzenkandidat für die Landtagswahl am Sonntag Stehvermögen. Im zweiten Anlauf will der 42-Jährige CDU-Ministerpräsident Peter Müller ablösen. Die Chancen dafür stehen allem Anschein nach nicht schlecht. Will Maas in die Staatskanzlei einziehen, muss er aber vermutlich das erste rot-rote Bündnis im Westen schmieden. Der SPD-Landesvorsitzende hält sich diese Option ausdrücklich offen. Bei einem Regierungswechsel wäre Maas schlagartig auch einer der wenigen Hoffnungsträger der gebeutelten Sozialdemokraten.

Der Wahlkampf mitten in der Urlaubszeit war Maas eigentlich nicht auf den Leib geschrieben. Im Saarland, mit gut einer Million Einwohnern das kleinste Flächenland Deutschland, ist das noch mehr als anderswo die Zeit von Kirmes und Volksfesten. Wer da als Politiker gut aussieht, wird gerne als volksnah beschrieben. Im Gegensatz zu Amtsinhaber Müller wird Maas dies kaum nachgesagt.

Warum das so ist, zeigt sich bei gemeinsamen Auftritten der beiden Widersacher. Müller, der alleine schon durch sein donnerndes Lachen auf sich aufmerksam macht, rückt sich selbst ins Zentrum. Maas dagegen bewegt sich zurückhaltend, als wolle er niemanden zu nahe treten, durch die Menschen. Spielt eine Blaskapelle nach einem Fassbier-Anstich das bekannte «Prosit, der Gemütlichkeit», stimmt Müller lautstark ein, während Maas eher leise mitzusummen scheint.

Image des ruhigen und sachlichen Kandidaten

Doch der 42-Jährige hat gelernt, das Image des ruhigen und sachlichen Kandidaten für sich zu nutzen. Ganz bewusst verweist er inzwischen darauf, dass er nicht so sein könne und wolle wie Müller oder auch Linken-Spitzenkandidat Oskar Lafontaine. Letzterer prägte die Karriere von Maas wie kein anderer: Als Lafontaine noch für die SPD das Saarland regierte, holte er 1996 den damals 30 Jahre alten Juristen als Staatssekretär ins Umweltministerium. Unter Reinhard Klimmt, der Lafontaine in der Staatskanzlei nach dessen Wechsel ins rot-grüne Kabinett unter Kanzler Gerhard Schröder (SPD) folgte, war Maas kurze Zeit Umweltminister.

Doch 1999, nachdem Lafontaine als Bundesfinanzminister und SPD-Chef zurückgetreten war, begann für die SPD an der Saar eine lange Leidenszeit. Müller holte in diesem Jahr die absolute Mehrheit. Maas rückte zunächst an die Spitze der Landtagsfraktion und wurde im Jahr 2000 auch Landesvorsitzender. Seine erste Wahl als Spitzenkandidat im Jahr 2004 endete mit einer bitteren Niederlage. Lediglich 30,8 Prozent holte er damals für die SPD. Einen Bärendienst hatte ihm zuvor Lafontaine geleistet, als er sich zunächst in den Wahlkampf einbinden ließ und dann öffentlich mit einem Engagement in einem Linksbündnis jenseits der SPD liebäugelte. Danach war das Kapitel Lafontaine auch für Maas beendet.

SPD wird wohl klar vor den Linken landen

Im jetzigen Wahlkampf schien der einstige Übervater der Saar-SPD dem heutigen Landesvorsitzenden dennoch wieder einen Strich durch die Rechnung machen zu können. Das Duell zwischen Lafontaine und Müller beherrschte die Schlagzeilen, während Maas zwischen diesen beiden politischen Schwergewichten zerrieben zu werden drohte. Doch mittlerweile ist davon auszugehen, dass die SPD klar vor den Linken landen wird. Maas könnte am Wahlabend das Heft des Handelns in der Hand halten.

Laut Umfragen ist am Sonntag eine Mehrheit für Rot-Rot-Grün denkbar. Sollte dies der Fall sein, dürfte der verheiratete Vater zweier Söhne die Möglichkeit eines solchen Bündnisses ausloten. Als entscheidendes Kriterium nennt er dabei die Verlässlichkeit der Linken. Auf Zeit spielen will er jedenfalls nicht: Im Fall eines möglichen Regierungswechsels strebt er noch vor der Bundestagswahl Ende September Klarheit in der Koalitionsfrage an. Die letzten Meter auf dem Weg in die Staatskanzlei will der Ausdauersportler Maas offensichtlich im Schlussspurt zurücklegen. (afp)