Frankfurt. Die Wahl im Saarland kann für den amtierenden Ministerpräsidenten Peter Müller zur "Richtungswahl" werden. Obwohl er als volksnaher Landesvater gilt, muss er wohl einen Machtverlust fürchten.
Es war ruhig geworden um den eigentlich gar nicht so leisen Peter Müller. Der saarländische CDU-Ministerpräsident, der vor der Bundestagswahl 2005 noch als Minister in Berlin gehandelt worden war, stand in den vergangenen Jahren kaum noch im Rampenlicht. Bei der Landtagswahl am Sonntag richtet sich das Augenmerk zwar wieder auf den 53-Jährigen - doch das könnte sich nach der Wahl abrupt ändern. Denn der Regierungschef muss nach zehn Jahren in der Staatskanzlei den Machtverlust fürchten.
Triumphe wie 1999, als Müller die 14-jährige SPD-Herrschaft an der Saar brach, und 2004, als er die absolute Mehrheit für die CDU klar verteidigte, dürften in diesem Jahr ausgeschlossen sein. Stärkste Kraft könnte die Union zwar wieder werden, aber die jüngsten Umfragen verheißen der Partei schwere Stimmenverluste.
Mitten in der Urlaubszeit - erst am Montag begann im Saarland die Schule wieder - zog Müller zum Stimmenfang über die im kleinsten deutschen Flächenland besonders beliebten Volksfeste. Ihm liegen solche Auftritte. Die Plauderei mit den Bürgern, das Händeschütteln und Schulterklopfen beherrscht der Regierungschef wie kaum ein anderer. Locker und selten um einen Scherz verlegen gibt er gerne den volksnahen Landesvater.
SPD-Spitzenkandidat Heiko Maas beschreibt Müller ebenso wie den Linken-Spitzenkandidaten Oskar Lafontaine als «sehr laut, sehr unberechenbar und ebenso populistisch». Müller ignorierte seinen SPD-Herausforderer im Wahlkampf anfangs ein Stück weit und setzte selbst stark auf die Auseinandersetzung mit Lafontaine, der den öffentlichen Auftritt ebenso zu inszenieren weiß und als langjähriger Ministerpräsident für die SPD an der Saar mindestens ebenso tief verwurzelt ist wie der amtierende Regierungschef.
SPD liegt deutlich vor den Linken
Längst hat Müller diese Taktik aufgegeben. Denn in Umfragen liegt die SPD deutlich vor den Linken. Der Ministerpräsident muss sich deshalb stärker auf Maas konzentrieren, der Rot-Rot ausdrücklich nicht ausschließt und so Müller am Ende beerben könnte. Der CDU-Landesvorsitzende spricht angesichts des möglichen Linksbündnisses von einer «Richtungsentscheidung» und strebt seinerseits eine schwarz-gelbe Mehrheit.
Sollte es dafür noch reichen, wäre die Wahl wohl nur ein Dämpfer in seiner politischen Karriere. Diese verlief trotz des bislang ausgebliebenen Sprungs in die allererste Reihe der deutschen Politik bislang ziemlich geradlinig nach oben: Bereits vier Jahre vor seinem Einzug in die Staatskanzlei 1999 war Müller zum Landesvorsitzenden der Landes-CDU gewählt worden, an der Spitze der Landtagsfraktion stand er bereits seit 1994. Im Landtag sitzt er sogar schon seit 1990.
Der studierte Jurist, der auch als Richter arbeitete, wurde zunächst zur Riege der «Jungen Wilden» in der Union gezählt und erwarb sich später das Image des «liberalen Konservativen». Diesen Ruf behielt er auch als Vorsitzender der CDU-Kommission zur Zuwanderung, obwohl er in dem jahrelangen Streit um das Gesetz auch von eigenen Positionen abrückte. Im Präsidium der Bundes-CDU sitzt er seit 1998.
Seine Parteifreunde in der Bundeshauptstadt schauen nun in diesen Tagen genau, ob der verheiratete Vater von drei Söhnen und begeisterte Hobby-Fußballer die Macht an der Saar sichern kann. Für die Union und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) geht es darum, ob sie Rückenwind für die Bundestagswahl Ende September bekommen. Für Müller geht es bei seiner ganz persönlichen Richtungswahl darum, ob er auf der Bühne bleibt oder es ganz ruhig um ihn wird. (afp)