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Die meisten der rund 9400 Kindertagesstätten in NRW sind einer neuen Studie zufolge so stark unterfinanziert, dass sie „die notwendige Qualität der Bildung, Erziehung und Betreuung der Kinder nicht erreichen“. Um ihrem Auftrag gerecht zu werden, bräuchten die Kitas von Land und Kommunen etwa 1,5 Milliarden Euro im Jahr zusätzlich, erklärte der Landesgeschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt (AWO), Jürgen Otto.
Fachkräfte können nicht angemessen bezahlt werden
Die leeren Kassen erlaubten es vielen Kita-Trägern nicht, die Erzieherinnen angemessen zu bezahlen. „Es wird immer schwerer, Fachkräfte zu finden“, klagte Otto. Die AWO hatte an der Hochschule Niederrhein ein Gutachten zur Finanzsituation der Kitas in Auftrag gegeben. Es bestätigt, dass viel mehr Geld in die Kinderbetreuung fließen müsste.
Prof. Werner Heister, einer der Verfasser der Studie, forderte am Dienstag im Landtag einen „radikalen Schnitt“ bei der Kita-Finanzierung. Heister verglich die Situation mit einem „Stau“. Alle steckten dort fest: Kinder, Kita-Leitungen, Träger und natürlich die Pädagoginnen. Viele Erzieherinnen seien unterbezahlt, überlastet und ohne Karriereperspektiven.
Land und Kommunen sollen sämtliche Kosten erstatten
Die Kosten, die den Trägern von Kindertagesstätten entstehen, müssten „zu 100 Prozent“ von Kommunen, Land und Eltern aufgebracht werden, forderte Jürgen Otto. Die Träger müssten sämtliche Kosten erstattet bekommen. Die Landesregierung hatte zuletzt die Pauschalen für die betreuten Kinder von 1,5 auf drei Prozent verdoppelt, aber der tatsächliche Kostenaufwuchs liege weit darüber, wie die AWO erklärte. Die Träger müssten kräftig draufzahlen, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Nicht selten werde Geld, das für pädagogische Arbeit vorgesehen sei, für Renovierungen ausgegeben.
Das NRW-Familienministerium überarbeitet gerade das seit 2008 geltende Kinderbildungsgesetz, das die Finanzierung der Kitas regelt. Werner Heister schlug vor, eine Kita-Grundpauschale einzuführen. Diese sollte sich unter anderem an der Größe der Kita und an der Zahl der tatsächlich betreuten Kinder orientieren.