Düsseldorf. . In NRW wird es 2016 keinen zweiten Blitzmarathon geben. Das erklärte ein Sprecher des Innenministeriums. Aufgeben will man die Großaktion noch nicht.
- Dieses Jahr wird es keine großflächtige Tempokontrolle in NRW mehr geben
- "2017 soll es einen erneuten Blitzmarathon geben", sagte ein Ministeriumssprecher
- Aus Sicht der Gewerkschaft der Polizei hat der Blitzmarathon keine Zukunft
Wer einen Marathon laufen will, braucht Ausdauer. Mit dem Blitzmarathon der Polizei hat NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) in den vergangenen fünf Jahren Ausdauer bewiesen. Doch inzwischen geht den Machern die Puste aus. Nach 2015 werde auch in diesem Jahr kein zweiter Blitzmarathon mehr gestartet, hieß es am Montag auf Anfrage aus dem NRW-Innenministerium.
"2017 soll es einen erneuten Blitzmarathon geben", sagte ein Ministeriumssprecher. Das konkrete Datum des nächsten Blitzmarathons stehe noch nicht fest. hieß es. Im laufenden Jahr sei keiner mehr geplant. Einiges deutet darauf hin, dass der Blitzmarathon in NRW ein Auslaufmodell ist.
Blitzmarathon ist auch in der NRW-Polizei umstritten
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Nicht nur in der Bevölkerung ist der Blitzmarathon seit Anfang an umstritten. Auch in den Polizeibehörden werden die ursprünglich 24-stündigen landes- und bisweilen europaweiten Großkontrollen kontrovers diskutiert. Als "Aktion für die Galerie" etwa kritisiert die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in NRW die Tempokontrollen. Die Publikumswirksamkeit der Aktion sei groß, es gebe jedoch "keinen nachweisbaren Effekt" mit Blick auf das Tempoverhalten im Straßenverkehr. Deshalb bewerte man die Aktionen eher als "Ressourcenverschwendung".
"Noch zwei Wochen nach dem Aktionstag hält der Effekt der Kontrollaktion an", hatte 2014 eine Studie der Technischen Hochschule Aachen ergeben. Veröffentlicht wurde sie vom Innenminister Ende 2015 als "Kurzbericht". Überschrift: "Der Blitzmarathon erreicht die Köpfe".
Blitzmarathon hat wohl keine Zukunft mehr
Tatsächlich? Im NRW-Innenministerium jedenfalls hat man inzwischen auf Kritik reagiert: Bei Blitzmarathon Nummer Acht im April 2015 wurde nur noch Personal aus den Verkehrsdezernaten der Polizeibehörden auf die Straße geschickt; keine Einsatzhundertschaften mehr, wie in der Anfangszeit der Aktion. Im April diesen Jahres wurde der Marathon schließlich erstmals verkürzt: von 24 auf 14 Stunden. Die offizielle Begründung: Die größte Wirkung solcher Tempo-Kontrollen werde am Tage bis 22 Uhr erreicht.
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Aus Sicht der GdP hat der Blitzmarathon keine Zukunft mehr, Tempokontrollen seien hingegen nach wie vor zwingend für mehr Sicherheit im Straßenverkehr. So wollen sich Polizeiexperten auf dem kommenden GdP-"Verkehrsforum" Anfang November in Köln mit einem neuen Verkehrskonzept etwa für Tempokontrollen in NRW befassen. Eines jedenfalls sei aus Sicht der Polizei unstrittig: "Verkehrskontrollen, bei denen Temposünder sofort gestoppt und angesprochen werden, sind am wirksamsten". Ein Wochen später im Briefkasten liegendes Knöllchen hingegen führe zu Frust beim Ertappten, aber kaum zu dessen Selbstkritik.
Pilotprojekt mit mobilen Radarfallen
Die Zahl der Verkehrskontrollen dürften deshalb kaum sinken, ist auch aus dem Landesinnenministerium zu hören. 2011 seien landesweit 1,43 Millionen Verkehrsverstöße durch die Polizei geahndet worden. 2015 seien es schon 2,2 Millionen gewesen, sagt der Sprecher und kündigt an: "Wir werden uns dafür einsetzen, die Sicherheit im Straßenverkehr weiter zu erhöhen".
Als jüngste Entwicklung hat das Land zwei auf Auto-Anhängern eingebaute Blitzeranlagen angeschafft. Drei Monate soll der Test dauern. Vorbild war eine ähnliche mobile Anlage des Kreises Mettmann an der A3. Möglich, dass solche vollautomatischen Radarfallen künftig öfter an Straßen lauern. Der Vorteil der mobilen Starenkästen: Sie kommen weitgehend ohne Personal aus, sind flexibel einzusetzen - und für einen Einsatz-Marathon konzipiert.