An Rhein und Ruhr. . Letzte Kilometer des Fernweges von Winterberg nach Duisburg endlich hergerichtet. Tourismus-Experten denken schon weiter: Sie entwickeln das „Radrevier Ruhr“

Nach 21 Monaten Modernisierungszeit wurde jetzt in Duisburg das etwa drei Kilometer lange Endstück des Ruhrtalradweges offiziell vorgestellt. Wichtig: Der Weg führt jetzt nicht mehr durch den Kaßlerfelder Kreisel, sondern unbehelligt von Autoverkehr unter der Ruhrbrücke durch. Großformatige Bilder erinnern an Etappen des insgesamt 230 Kilometer langen Weges. Ein Wäldchen wurde zum „Baumhain“ umgestaltet, es gibt neue Sitzgelegenheiten. Und ein Panorama erklärt Besuchern nun den wunderbaren Blick an der Ruhrmündung.

1,63 Millionen Euro haben die Arbeiten gekostet. Mit ihrem Abschluss ist auch der Ruhrtalradweg im zehnten Jahr seines Bestehens endlich „fertig“ – sofern man bei einem Radfernweg jemals davon sprechen kann. „Wir werden nie aufhören zu überlegen, wie die Strecke noch etwas besser werden kann“, versichert Axel Biermann, Chef der Ruhrtourismus GmbH, im Gespräch mit der NRZ. Baustellen werde es deshalb immer geben. Dass aber endlich die letzten Meter in Duisburg hergerichtet werden konnten, freut Biermann sehr: „Der Ruhrtalradweg hat jetzt einen krönenden Abschluss!“

Mehr Gäste aus den Niederlanden

Der bei Radlern bundesweit beliebte Fernweg von Winterberg bis zur Ruhrmündung nach Duisburg gilt als außerordentliche Erfolgsgeschichte. Zum zehnjährigen Jubiläum ist derzeit eine Dokumentation in Arbeit. Zeitgleich läuft eine Radlerbefragung, die nach der 2011-er Umfrage nochmal mit harten Zahlen auch die wirtschaftlichen Effekte dieses touristischen Angebots untermauern soll. „Wir haben den Eindruck, dass wir noch einmal mehr Gäste aus den Niederlanden und auch aus dem norddeutschen Raum haben“, meint Biermann.

Die vor drei Jahren eröffnete Römer-Lippe-Route soll am Nordrand des Ruhrgebietes dem Beispiel Ruhrtalradweg nacheifern. Im neuen Ranking des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs hat sich die auf 295 Kilometer von Detmold nach Xanten führende Route schon auf Platz 18 von 220 meistbefahrenen Fernradwegen geschoben (Ruhrtalradweg: Platz 3). „Ein schöner Erfolg“, meint Biermann.

Tagestouristen für die Radwege im Revier begeistern

Bei der Ruhr-Tourismus GmbH und beim Regionalverband Ruhr (RVR) denkt man aber schon weiter: Neben den von Fachleuten ausgezeichneten Fernradwegen an den beiden Flüssen sollen jetzt auch die insgesamt 700 Kilometer Radwegstrecke der Route der Industriekultur stärker in den Blick des Radler-Publikums gerückt werden – z. B. durch ein einheitliches Design, gezielte Werbung. Die Radwege führen kreuz und quer durch die Region, vorbei an vielen markanten Punkten (z. B. alte Zechen und Hüttenwerke). Einen Rundweg gibt es bislang nicht. „Wir glauben, dass wir damit ein Juwel besitzen“, ist der Ruhrtourismus-Chef überzeugt. Bisher seien aber meist Einheimische und nur wenige Tagestouristen auf den Radwegen der Route der Industriekultur unterwegs: „Das wollen wir ändern.“

Der ganz große Plan: Die Radwege der Route der Industriekultur könnten zudem als Nord-Süd-Verbindungen Ruhrtalradweg und Römer-Lippe-Route verknüpfen. Alles zusammen soll das „Radrevier Ruhr“ bilden, das die Touristiker in den nächsten drei Jahren weiterentwickeln wollen. Von den beiden etablierten Fernwegen an den Rändern der Region würden Radwanderer dann auch verstärkt ins Ruhrgebiet hinein geführt. Axel Biermann schwärmt von den Möglichkeiten, die sich durch die alten Bahntrassen bieten, die vielerorts schon jetzt als Radweg hergerichtet sind. Und er schwärmt vom ganz besonderen, intimen Charme der Radwege: „An vielen Stellen hat man einen Hinterhofblick.“

Ist das „Radrevier Ruhr“ eine Kampfansage ans bei Radlern doch so beliebte Münsterland – oder ans Bergische Land, wo man auf die zu Radwegen umgebauten Bahntrassen auch so stolz ist? Nein, versichert Biermann – „im Gegenteil“. Man sei - wie überall in NRW - mit allen Nachbarn im Gespräch und um gegenseitige Anbindung der Radwege bemüht: „Unser gemeinsames Ziel ist es, ein attraktives Radwegenetz fürs ganze Bundesland zu entwickeln.“