Düsseldorf. Die Einsatzleiterin des Ordnungsamts sagte als Zeugin im Untersuchungsausschuss des Landtags aus. Sie berichtete von krassen Kommunikationsproblemen.

Die Anzeichen für ­schwere Behördenpannen bei der Planung, Durchführung und Sicherung der Kölner Silvesterfeierlichkeiten haben sich am Freitag weiter verdichtet. Die beim Jahreswechsel 2015/16 verantwortliche Einsatz­leiterin des Ordnungsamts gab als Zeugin im Untersuchungsausschuss des Landtags deutliche Hinweise auf eine fehlerhafte Lageeinschätzung und krasse Kommunikationsprobleme zwischen Stadt und Polizei.

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Offenbar hatte die Stadt bereits bei einer Nachbesprechung zur Silvesternacht 2014 im Februar vergangenen Jahres die Hohenzollernbrücke am Hauptbahnhof als Nadelöhr ausgemacht. Die für den Bahnbereich zuständige Bundespolizei regte damals schon eine Brückensperrung für Fußgänger beim Jahreswechsel 2015 an, um eine Massenpanik zu vermeiden.

Das Ordnungsamt vertagte jedoch die Entscheidung auf den Sommer, verlor sie dann aber völlig aus den Augen. „Es wurde nicht mehr über eine Vollsperrung gesprochen“, sagte die Einsatzlei­terin im Untersuchungsausschuss.

Fatale Kettenreaktion

Bei den Kölner Silvesterexzessen kam es so augenscheinlich zu einer fatalen Kettenreaktion. Weil sich die Menschen auf der Hohenzollernbrücke drängten, gerieten Fußgänger in die benachbarten Gleise, der Zugverkehr musste um Mitternacht für 20 Minuten gestoppt werden.

Auf dem Bahnhofsvorplatz, dem Tatort der zahlreichen sexuellen Über­griffe, kam es zu einem Rückstau der Massen. Die Einsatzleiterin bekannte, dass es wohl an einem Koordinierungsgremium für alle beteiligten Behörden gefehlt habe.

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Rätsel gibt auch die mangelhafte Absprache zwischen Stadt und Polizei auf. Das Ordnungsamt hatte ­eigens ein Funkgerät bei der Kölner Landespolizei hinterlegt, um eine Kommunikation auch bei einer möglichen Überlastung der Mobilfunknetze sicher zu stellen. Das Funk­gerät wurde jedoch die gesamte Chaos-Nacht über nicht einmal ­benutzt.

Brückensperrung kam zu spät

Per Zufall erfuhr die Einsatzlei­terin des Ordnungsamts von einer Polizistin, dass die Stadt die Hohenzollernbrücke für den Fußgängerverkehr sperren solle. Der Menschenandrang war zu groß geworden, was das Ordnungsamt gar nicht mitbekam, weil es sein Personal nur an den Brückenaufgängen postiert hatte.

Der Einsatzleiter der Bundespolizei wiederum will seine Kollegen vom Ordnungsamt mehrmals ­vergeblich angerufen haben: Diese berichtete dem Untersuchungsausschuss jedoch nur von einem verpassten Anruf. Sie rief zurück – in der Annahme, die Feuerwehr hätte sich bei ihr gemeldet.

Chronologie der Ereignisse: