Berlin. In Deutschland werden massenweise gute Lebensmittel weggeworfen. Ernährungsminister Schmidt will das Haltbarkeitsdatum abschaffen.

Ernährungsminister Christian Schmidt dringt auf eine rasche Abschaffung des Haltbarkeitsdatums auf allen Lebensmittelverpackungen. Er gehe davon aus, dass in wenigen Monaten der Entwurf einer entsprechenden EU-Richtlinie vorliege, sagte der CSU-Politiker unserer Redaktion. Um der Verschwendung von Nahrungsmitteln zu begegnen, müsse das Mindesthaltbarkeitsdatum zu einer qualifizierten Verbraucherinformation weiterentwickelt werden, forderte Schmidt. „Auf die Verpackungen von Milch oder Schinken soll ein echtes Verfallsdatum gedruckt werden, nach dem diese Produkte tatsächlich nicht mehr genießbar wären.“

Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU) will die Nahrungsmittelverschwendung bis 2030 halbiert sehen.
Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU) will die Nahrungsmittelverschwendung bis 2030 halbiert sehen. © dpa | dpa

Die meisten Produkte seien erheblich länger verwendbar als auf den Verpackungen stehe, beklagte Schmidt. „Wir werfen massenweise gute Lebensmittel weg, weil die Hersteller zu große Sicherheitspuffer eingebaut haben.“ Bei Produkten wie Salz oder Zucker, die dauerhaft genießbar seien, müsse heute schon kein Haltbarkeitsdatum mehr auf der Verpackung stehen, sondern nur noch das Herstellungsdatum, erinnerte der CSU-Politiker.

„Intelligente Verpackung“ als Zukunftsperspektive

Schmidt warb dafür, neue Wege zu gehen, um die Nahrungsmittelverschwendung bis 2030 zu halbieren. Die Zukunft gehöre „der intelligenten Verpackung“. In Joghurtbecher etwa ließen sich elektronische Chips einbauen, die ermittelten, wie sich das Produkt von Tag zu Tag verändere. „Eine Farbskala von Grün bis Rot zeigt an, wie es um die Verzehrbarkeit steht“, erläuterte der Minister. „Jeder kann dann selbst entscheiden, bis zu welchem Grad er das Nahrungsmittel noch verwenden will.“

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Das Ernährungsministerium fördere ein Forschungsprojekt, in dem es auch um intelligente Verpackung gehe, mit zehn Millionen Euro. Ergebnisse seien in etwa drei Jahren zu erwarten, teilte Schmidt mit.

Zugleich rief der Minister dazu auf, stärker auf Ernährungsbildung zu setzen. „Ich plädiere dafür, in allen Bundesländern ein Schulfach Ernährung zum festen Bestandteil der Lehrpläne für weiterführende Schulen zu machen – und die Schüler auch darin zu prüfen“, sagte Schmidt. „In Fächern wie Biologie kommen Ernährungsfragen viel zu kurz.“ Die Lehrer müssten entsprechend ausgebildet werden.