Oberhausen. . Der Feuerwerker Peter Giesecke entschärft seit über 40 Jahren Bomben im Ruhrgebiet. Das hat ihn gelehrt, respektvoll mit ihnen umzugehen.

Sprengmeister ­Peter Giesecke entschärft sozusagen vor der eigenen Haustür: Der 62-jährige Feuerwerker und Truppführer aus Oberhausen ist beim Kampfmittelräumdienst zuständig für Oberhausen, Mülheim, Duisburg und Essen. Mehr Bomben geht kaum. Allein in den vergangenen Wochen entschärfte er fünf Blindgänger oder sprengte sie.

Sind Sie immer in Lebensgefahr?

Peter Giesecke: Wir haben es mit Munition der Weltkriege zu tun, deren Mechanismen noch genauso gut funktionieren wie während des Krieges. Auch Bombenzünder. Der Beruf ist gefährlich, ein Restrisiko bleibt. Meine Prämisse ist: Man muss auf der Hut sein. Wir gehen da sehr respektvoll mit um. Andererseits hatte ich in der vorletzten ­Woche mein 40-jähriges Dienstjubiläum.

Nun werden ja nicht pausenlos Bomben gefunden?

Giesecke: Die Bombenentschärfungen sind immer sehr spektakulär. Man hat aber auch kleinere Funde zu ­bearbeiten oder überprüft Flächen, die auf den Luftbildern verdächtig waren.

Und dann kommt ein Anruf?

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Giesecke: Und dann kommt der Anruf. Man ist ja darauf eingestellt, fährt dann dorthin, identifiziert, ergreift die Maßnahmen. Also: Abtransport oder Entschärfung oder Sprengung. Wie zuletzt in Essen: Die Bombe hatte einen abgescherten Langzeitzünder, deshalb musste ich sie sicherheitshalber direkt vor Ort sprengen.

Und danach?

Giesecke: Trotz der Routine ist es immer ­wieder ein schönes Stück Erleich­terung, wenn man eine solche ­Gefahr aus dem Weg geräumt hat.

Waren Sie schon einmal ratlos vor einer Bombe?

Giesecke: Man kann nicht alles wissen. Aber man sollte zumindest wissen, wo man nachschauen kann. Wie in ­jedem Beruf. Es gibt sicher Situationen, wo man sich kollegial berät und dann zu einem Ergebnis kommt. Wir sind ja auch immer zu zweit unterwegs. Es gibt vier Zweier-Teams im Regierungsbezirk Düsseldorf.

Sind Sie eigentlich verheiratet?

Giesecke: Glücklich und schon etwas länger. Die Frau findet das nicht gut, was ich mache, und auch bei den ­Frauen der Kollegen spielt immer die Angst mit. Ich muss ihr auch ­immer Bescheid sagen, wenn’s losgeht, und sofort danach rufe ich sie an und sage: geschafft! Da darf ich sie nicht warten lassen. Man kann jemanden ja nicht auf heißen ­Kohlen sitzen lassen.

Ist Ihnen oder Ihren Kollegen schon mal etwas passiert durch die ­Bomben?

Giesecke: Einige Kollegen sind in all den ­Jahren umgekommen, aber mir ist nichts passiert. Ich hoffe, in den letzten Wochen bleibt das auch so. Und am 1. Oktober ist mein Berufsleben glücklicherweise vorbei. In 30 Wochen.

Wie viele Bomben entschärft man in 40 Berufsjahren? Vierstellig?

Giesecke: Vielleicht. Hoch dreistellig bestimmt.