Düsseldorf. “Islamismus kann man am besten mit dem Islam bekämpfen“, sagt Aiman A. Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime. Er beklagt die große Islamfeindlichkeit.

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman A. Mazyek, mahnt gewalttätige Salafisten, dass der Islam Terror zur Todsünde erklärt. Im Gespräch mit unserer Zeitung fordert Mayzek ein gemeinsames Vorgehen der gesamten Gesellschaft gegen radikale Islamisten.

Die Anschläge in Paris haben die Welt erschüttert. Müssen die Muslim-Verbände und Moschee-Vereine mehr zum Schutz vor radikalen Islamisten unternehmen?

Aiman A. Mazyek, Vorsitzender des Zantralrats der Muslime.
Aiman A. Mazyek, Vorsitzender des Zantralrats der Muslime. © Soeren Stache

Aiman A. Mazyek: Die Frage impliziert, dass die Terroristen aus muslimischen Gemeinden hervorgingen. Nach bekannten Studien der Biographien von Extremisten wissen wir, dass Religion nicht ausschlaggebend für die Radikalisierung war, sondern soziale Gründe. Ein fehlendes Selbstwertgefühl wird dann übermäßig kompensiert mit pseudo-religiösen Erklärungsmustern, sozusagen als Rechtfertigung von Gewalt. Nur, der Islam erklärt Terror zur Todsünde. Und da kommt der Widerspruch offenkundig zu Tage.

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Mazyek: Wenn wir nicht in der Prävention gesamtgesellschaftlich denken und die Leute durch Angebote von der Straße holen, erhält diese Gefahr weiteren Aufschub. Längst haben sich diese Leute aus der muslimischen Gemeinschaft verabschiedet. Wir müssen sie mit attraktiven Programmen wieder zurückholen. Gesellschaft und Politik müssen Zutrauen in die Muslime haben.

Fürchten Sie, dass die fast ausnahmslos friedlichen Muslime auf mehr Ablehnung stoßen?

Mazyek: Das ist leider schon der Fall, die Islamfeindlichkeit ist auf einem erschreckend hohen Niveau. Beinahe täglich brennen Flüchtlingsunterkünfte und regelmäßig werden Moscheen und Muslime auf offener Straße attackiert.

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Mazyek: Hand in Hand mit Eltern und Moscheen gehen. Nur wenn wir Prävention als Querschnittsaufgabe betrachten, gibt es eine Chance, Auch müssen wir klar sagen, Islamismus kann man am besten mit dem Islam bekämpfen. Wer gebildet und zudem sattelfest in der Religion ist, der fällt nicht auf religiöse Scharlatane herein.

Sollte der Staat schärfer durchgreifen bei dem Verfassungsschutz bekannten Islamisten?

Mazyek: Er sollte früher die Gesellschaft - auch Moscheen - vor Gefahren warnen und weniger allgemein durch Verfassungsschutzberichte markieren. Dann wäre uns schon geholfen.