Düsseldorf. . Betrüger nutzen Daten von Politikern zum Online-Einkauf. Ein CDU-Abgeordneter kritisiert die Schufa, weil sie Identitätsklau nicht überprüfe.

Als Josef Hovenjürgen im Juni die Bank wechseln wollte, staunte der CDU-Fraktionsvize im Landtag nicht schlecht. Das Institut zweifelte seine Kreditwürdigkeit an. Der 52-Jährige hielt sich mit rund 15 000 Euro Monatsbrutto eigentlich nicht für einen unsicheren Kandidaten.

Was der CDU-Politiker aus Haltern nicht wusste: In seinem Namen waren ein Goldbarren und Sportartikel im Wert von rund 1000 Euro unbezahlt zu einer fremden Adresse bestellt worden. Ein Inkassounternehmen machte Meldung an die Wirtschaftsauskunftdatei Schufa, diese stufte Hovenjürgens Bonität herab.

Immer häufiger müssen offenbar Personen des öffentlichen Lebens feststellen, dass ihre frei verfügbaren Daten zum Online-Betrug genutzt werden. Wie Hovenjürgen soll es nach Informationen aus Polizei-Kreisen bereits Profi-Fußballern und anderen Promis ergangen sein. Die Masche ist simpel: Eine Ware wird zu einer beliebigen Adresse bestellt, die Sendung per Internet taggenau verfolgt, und vor der Haustür wartet dann ein freundlicher Mensch, der beim dankbaren Paketboten die Ware entgegennimmt.

„Identitätsklau“ im Internet

Hovenjürgen hat Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Bei der Verbraucherzentrale NRW ist „Identitätsklau“ im Internet ein vertrautes Kriminalitätsphänomen. Laut Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI) wird in Deutschland alle 30 Sekunden eine Identität gestohlen.

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Prominente, deren Geburtstag und andere persönliche Daten im Internet abrufbar sind, machen es Kriminellen besonders leicht. Hovenjürgen hat nun in einem Rundschreiben an alle 237 Landtagsabgeordneten um Erfahrungsberichte gebeten und zur Einsicht in die eigene Schufa-Akte geraten. Zugleich nimmt er die Wirtschaftsauskunftdatei selbst ins Visier: „Es ist ein Unding, dass Betrugsopfer von der Schufa ungeprüft in ihrer Kreditwürdigkeit herabgestuft werden. Im Bank- und Wirtschaftsverkehr müssen sie unverschuldet schwere Nachteile in Kauf nehmen“, sagt der Politiker.

In einem Brandbrief an Schufa-Chef Michael Freytag wirft Hovenjürgen dem Unternehmen einen „verantwortungslosen Umgang“ mit Daten vor und einen Mangel an der „notwendigen Fürsorgepflicht“ gegenüber Verbrauchern. Er sei fest entschlossen, bei den Bundestagsabgeordneten für eine gesetzliche Pflicht zur Überprüfung von Betrugshinweisen zu werben, droht Hovenjürgen.

Ein Schufa-Sprecher verwies darauf, dass ein Verbraucher seine Datenübersicht „jederzeit bei uns anfordern kann“. So ließen sich Hinweise auf Betrug schnell selbst identifizieren. Hovenjürgen dagegen nennt diesen Service Geschäftemacherei, mit der bei Verbrauchern für Selbstverständlichkeiten auch noch Gebühren abgeschöpft würden.