Moskau. . Die Belege häufen sich, dass Russland dem wankenden Assad-Regime Waffenhilfe leistet. Es sollen sich auch russische Militärs im Land befinden.

Man sieht die neuesten Schützenpanzer der russischen Armee vom Typ BTR-82A und die neuen Tiger-Geländewagen, die bei der russischen Invasion auf der Krim berühmt wurden. Man hört russische Kommandos und einen russischen Funkspruch: „Pfau, Pfau, wir fahren los!“ Die britische Zeitung "The Times" präsentierte jetzt einen dreiminütigen Filmbericht des syrischen Staatsfernsehens, der offenbar russische Truppen zeigt, die sich im Kampfgebiet nahe der Hafenstadt Latakia im Norden Syriens bewegen.

Offenbar fährt russisches Militär inzwischen im syrischen Bürgerkrieg herum. Es sei unklar, ob es sich um Soldaten der regulären Armee handele oder um Söldner, sagte der Londoner Militärexperte Igor Sutjagin der Times. Aber in den letzten Tagen häufen sich Belege und Anzeichen, dass Russland dem wankenden Regime Baschar al-Assads Waffenhilfe leistet.

Truppen, Jets und Lastwagen

Die Russen hätten bei dem Städtchen Slanfeh etwa 40 Kilometer westlich von Latakia mehrere Straßensperren errichtet, sagte ein Sprecher der „Freien Syrischen Armee“ laut Times. Nach Angaben der Rebellenwebsite Syria.net seien die russischen Truppen am Aufbau einer neuen Verteidigungslinie der Assad-Streitkräfte beteiligt. Die regierungsnahe Zeitung Al-Watan hatte Ende August berichtet, die Russen errichteten eine Militärbasis in Gabla, 25 Kilometer südlich von Latakia.

Anfang September veröffentlichte der syrische Al-Kaida-Ableger „Front al-Nusra“ vier Fotos einer Flugdrohne und mehrerer Düsenjäger, die sehr an russische Suchoi 34-Schlachtflieger erinnern. Sie sollen westlich der Stadt Idlib aufgenommen worden sein. Kurz zuvor meldete die israelische Zeitung YNET das Eintreffen russischer Kampfflugzeuge in Syrien, die Angriffe auf die Aufständischen fliegen sollten, auch auf Kämpfer des terroristischen „Islamischen Staates“. Und das türkische Marineportal Bosporus Naval News publizierte Fotos von Kamas-Militärlastern und getarnten Panzerfahrzeugen, die am 20. August auf dem russischen Kriegsschiff „Nikolai Filtschenkow“ bei der Fahrt durch den Bosporus Richtung Mittelmeer fotografiert worden waren. Das amerikanische Nachrichtenportal Daily Beast titelt: „Russland stellt seine Stiefel auf syrischen Boden.“

Moskau dementiert

Moskau will das nicht bestätigen. „Glauben Sie diesen Meldungen nicht“, dementierte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch mögliche Schläge russischer Streitkräfte gegen den „Islamischen Staat“ in Syrien. „Es gibt russische Militärberater und Ausbilder in Syrien“, sagt Adschar Kurtow vom „Russischen Institut für Strategische Studien“ unserer Zeitung. Bei den vermeintlichen Kampftruppen im Raum Latakia handele es sich aber nicht um russische Kampftruppen, sondern eher um Instrukteure, die Waffen und Kampfwagen an die Syrer überführten und diese einwiesen. „Das gilt natürlich auch für Kampfjets.“ Außerdem bedürfe Assad keines direkten militärischen Eingreifens Russlands, da ja schon iranische Einheiten seine Regierungstruppen unterstützten.

Andererseits geben auch russische Experten zu, dass deren militärische Lage kritisch ist und auch die Hauptstadt Damaskus inzwischen wieder mit Granatwerfern beschossen wird. Und nachdem der Kreml seit über einem Jahr seine Militärintervention in der Ostukraine leugnet, glaubt man im Westen russischen Dementis nur noch sehr bedingt.

Präsident Wladimir Putin aber versicherte gestern erneut, die Teilnahme russischer Streitkräfte am Kampf gegen den „Islamischen Staat“ sei verfrüht. Allerdings verhandele er seit einiger Zeit unter anderem mit den Führern der USA, der Türkei und Saudi-Arabiens über die Bildung einer gemeinsamen Front gegen die Terroristen. „Es herrscht Übereinstimmung, dass die Vereinigung der Anstrengungen im Kampf gegen den Terrorismus mit einem politischen Prozess in Syrien einhergehen muss.“ Bleibt unklar, wozu dabei die Präsenz russischer Truppen im Kriegsgebiet dienen soll.