Düsseldorf. NRW-Innenminister Jäger erkennt hinter den Attacken auf Flüchtlingsunterkünfte in NRW keine festen Neonazi-Strukturen. Experten sehen das anders.
Innenminister Ralf Jäger (SPD) sieht hinter den Attacken auf Flüchtlingsunterkünfte in Nordrhein-Westfalen keine organisierten Neonazi-Strukturen. Eine Vernetzung sei bei den Fällen in NRW nicht zu erkennen, sagte Jäger dem WDR 5. Es seien spontane Taten von Einzeltätern.
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Die rechtsextremistisch motivierten Straftaten gegen Flüchtlingsunterkünfte haben sich in Nordrhein-Westfalen innerhalb eines Jahres fast verfünffacht. Im ersten Halbjahr waren nach Angaben des NRW-Innenministeriums rund 50 Taten gezählt worden. Im ersten Halbjahr des Vorjahres ereigneten sich elf solcher Taten. Im gesamten vergangenen Jahr seien es 29 Straftaten gewesen.
Experten vermuten Neonazi-Zellen hinter Attacken
Die Palette der Übergriffe reiche von Farbschmierereien über Bedrohung und Volksverhetzung. Menschen wurden bislang nicht verletzt. Rechtsextremismus-Experten vermuten hinter der bundesweiten Zunahme von Attacken braune Netzwerke und Neonazi-Zellen.
Derweil zeigt der jüngst fertiggestellte Stacheldrahtzaun an der ungarisch-serbischen Grenze zeigt vorerst keine spürbare Wirkung. Die ungarische Polizei griff nach eigenen Angaben allein am Sonntag 2890 Flüchtlinge auf, die neu aus Serbien nach Ungarn gekommen waren. Am Samstag waren es 3080 gewesen. Am selben Tag hatte das ungarische Verteidigungsministerium bekanntgegeben, dass der 175 Kilometer lange Zaun fertiggestellt worden sei - zwei Tage früher als geplant.
Ungarn plant einen vier Meter hohen Maschendrahtzaun
Die Stacheldrahtsperre soll bis Ende Oktober noch um einen bis zu vier Meter hohen Maschendrahtzaun ergänzt werden. Die rechts-nationale Budapester Regierung erhofft sich davon eine Eindämmung des Flüchtlingszustroms. Der französische Außenminister Laurent Fabius sowie deutsche Politiker hatten die Sperre zuletzt kritisiert.
Immer mehr Menschen fliehen nach Europa
An Bord der griechischen Fähre "Eleftherios Venizelos" sind am Montag 2500 Migranten im nahe Athen gelegenen Piräus angekommen. Das Schiff hatte am Vorabend 988 Flüchtlinge aus der Insel Samos und 1512 aus der Insel Lesbos abgeholt. Bereits am Sonntagabend hatte eine andere Fähre weitere 1745 Migranten aus Lesbos nach Piräus gebracht. Dies sagte ein Offizier der Küstenwache am Montag. In ihrer Mehrheit stammen die Flüchtlinge aus Syrien.
Migrant ertrinkt vor der Insel Chios
Unterdessen ist ein Migrant vor der Insel Chios ertrunken. Er hatte es zusammen mit 13 anderen Flüchtlingen geschafft, mit einem Schlauchboot bis kurz vor dem Hafen der Insel zu kommen, als das Boot kenterte. Die anderen Insassen wurden gerettet, teilte die Küstenwache am Montag mit. Insgesamt wurden in den vergangenen drei Tagen 2492 Migranten im Meer vor den Inseln der Ostägäis aufgegriffen, teilte die Küstenwache mit.
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Auf der Insel Lesbos kam es am Sonntag zu Schlägereien zwischen Migranten verschiedener Nationalitäten. Ursache sei ein Streit in der Warteschlange vor der Polizei-Registrierstation gewesen, berichteten örtliche Medien. Allein auf Lesbos sollen mehr als 11 000 Flüchtlinge auf eine Fähre zum griechischen Festland warten.
Die Flüchtlinge ziehen von Piräus ins nahe Athen und von dort weiter zur griechisch-mazedonischen Grenze, um in Mazedonien in einen der Züge zu kommen, die nach Serbien fahren. (dpa)