Düsseldorf. Ist PCB in alarmierenden Mengen in Flüssen? Umweltorganisation hat Strafanzeige erstattet. Landesumweltamt warnt, Umweltministerium und RAG winken ab.
Die Einleitung von PCB-haltigem Grubenwasser in Flüsse führt nach einem Zwischenbericht des Landesumweltamtes nicht zur Überschreitung von Umweltnormen. Messergebnisse hätten zwar ergeben, dass PCB-Konzentrationen im Grubenwasser an den Fluss-Einleitungspunkten teils über der Umweltqualitätsnorm liegen; die Norm könne aber nur auf Flusswasser, nicht auf das Grubenwasser angewendet werden, teilte das Umweltamt mit. Im Flusswasser liegen die Konzentrationen der giftigen Chemikalie unterhalb der Norm. Das Umweltamt warnte dennoch vor Folgen für das Ökosystem. Die Umweltorganisation Bund hat nach eigenen Angaben Klage gegen das Bergbauunternehmen RAG wegen Normüberschreitungen eingereicht. Am Mittwochnachmittag wollte sich auch der Umweltausschuss des Landtages mit dem Thema befassen.
Hintergrund des Sondermessprogramms ist der RAG-Plan, Grubenwasser in Zukunft unter Tage steigen zu lassen und nur noch an wenigen zentralen Punkten in Flüsse zu leiten. Die RAG hofft, dass das PCB in unteren Wasserschichten verbleibt. An einer Stelle, in Walsum am Niederrhein, wird bereits nach diesem Konzept eingeleitet.
Trinkwasser soll nicht gefährdet sein
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Das Landesumweltamt betont, dass sich das im Flusswasser verdünnte PCB in Organismen wie Muscheln oder in Tieren am Ende der Nahrungskette wie fischfressenden Vögeln konzentriere. Deshalb schlägt die Behörde Filter bei der Einleitung des Grubenwassers vor. Trinkwasser sei nicht gefährdet, da bei der Aufbereitung die gefährlichen Stoffe herausgefiltert würden.
PCB steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Die Chemikalie wurde früher in Hydraulikölen von Maschinen und Förderbändern in Zechen eingesetzt. Vieles davon wurde unter Tage zurückgelassen.
Gutachten in Aachen in Auftrag gegeben
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Der Bund beruft sich in seiner Klage gegen die RAG auf einen "Spiegel"-Bericht vom Wochenende, wonach zu hohe Konzentrationen ausgewiesen würden. Das Umweltministerium und die RAG hatten die Vorwürfe bereits zurückgewiesen. Der Zwischenbericht enthalte keine überhöhten Werte. Die Messwerte sollten am Mittwochnachmittag dem Umweltausschuss vorgestellt werden.
Durch den Zwischenbericht fühlt sich die RAG bestätigt, wie das Unternehmen am Mittwoch in Herne mitteilte. "Zurzeit gibt es keinerlei Hinweise, dass das Grubenwasser der RAG zur Überschreitung von PCB-Werten im Oberflächengewässer führt", heißt es in einer Mitteilung. RAG-eigene Messungen würden die bisherigen Ergebnisse des Sondermessprogramms des Umweltamtes unterstützen.
Das Umweltministerium hat inzwischen ein Gutachten zum Grubenwasserkonzept beim Konsortium AHU in Aachen in Auftrag gegeben. (dpa)