Düsseldorf. . Giftiges Grubenwasser soll laut einem Bericht für erhöhte PCB-Werte sorgen. Betroffen sind demnach die Bottroper Zeche Prosper Haniel sowie die nicht mehr aktiven Zeche Zollverein in Essen oder Haus Aden in Bergkamen.

Neue Aufregung um giftiges Grubenwasser in den Bergwerken der RAG hat am Wochenende die Landespolitik auf den Plan gerufen. Aktuelle Messungen des Landesumweltamtes Lanuv hätten belegt, dass die von der RAG in Flüsse des Reviers eingeleiteten Gewässer mit gefährlichen Polychlorierten Biphenylen (PCB) belastet seien, berichtete der „Spiegel“. Teilweise lägen die Werte um das Dreifache höher als die für Oberflächengewässer geltende Umweltqualitätsnorm.

Die CDU-Opposition im Landtag beantragte umgehend für kommenden Mittwoch eine aktuelle Viertelstunde im Landtag, bei der Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) seine Erkenntnisse darlegen soll. CDU-Umweltexperte Rainer Deppe zeigte sich irritiert darüber, dass die alarmierenden Grubenwasser-Proben bereits im März gezogen worden sein sollen und Remmel angeblich seit Juli im Bilde ist. „Bislang wurde dem Landtag stets der Eindruck vermittelt, dass sich die PCB-Belastung im Grubenwasser im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften befindet und keine Gefährdung für Mensch und Umwelt davon ausgehe“, kritisierte Deppe.

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Ein Sprecher des Umweltministeriums erklärte auf Anfrage, dass es sich bei dem Lanuv-Bericht um einen am 31. Juli übermittelten „ersten Entwurf eines Zwischenbericht zur ersten Probenserie“ handele. Das Ministerium habe das Landesumweltamt gebeten, den Bericht zu vervollständigen, die Ergebnisse zu bewerten und weitere Verfahrensschritte zu unterbreiten. „Bei den Ergebnissen der Lanuv-eigenen Messungen wurden nach bisherigem Stand keine Überschreitungen der Normwerte im Gewässer festgestellt“, versicherte Remmels Haus.

Die Naturschutzorganisation BUND plant dagegen laut „Spiegel“ bereits eine Strafanzeige. Die nun zweifelsfrei nachgewiesene ungenehmigte Einleitung des Giftes in Oberflächengewässer durch die RAG sei eine „schwere Straftat gegen Mensch und Umwelt“. Den Messungen zufolge wurden in der Bottroper Zeche Prosper Haniel, die ihr Grubenwasser in die Emscher einleitet, die zulässigen Grenzwerte um das Dreifache überschritten. Auch in nicht mehr aktiven Zechen wie Zollverein in Essen oder Haus Aden in Bergkamen soll in dem abgepumpten Wasser PCB gefunden worden sein.

Die RAG widersprach dem Eindruck, Flüsse und Bäche zu verseuchen: „Auch aktuell ist PCB in nach über Tage gepumptem Grubenwasser nur in geringen Mengen oder sogar unterhalb der Nachweisgrenze enthalten“, erklärte ein Sprecher auf Anfrage. Strittig ist offenbar Ort und Zeitpunkt der Messung. Nur für Fließgewässer wie Bäche und Flüsse gebe es Grenzwerte und Umweltqualitätsnormen, betonte die RAG. Nicht aber für das Grubenwasser selbst, das über Hunderte Meter in aufwendigen Pumpprozessen von Unter- nach Übertage befördert und erst dann in Oberflächengewässer eingeleitet werde.

Belastete Hydrauliköle

Bis Mitte der 80er-Jahre wurden im Steinkohlenbergbau Hydrauliköle verwendet, die das krebserregende PCB enthalten. Im Ruhrgebiet und im Saarland sollen Schätzungen zufolge 12.500 Tonnen des hochgiftigen Stoffes unter Tage als giftiges Erbe des Bergbaus versickert sein. In Oberflächengewässer gelangte es, bisherigen Messungen zufolge, aber stets nur stark verdünnt. Umweltschützer befürchten eine ökologische Katastrophe, wenn nach dem Ende des Bergbaus 2018 das Grubenwasser nicht mehr in dem Maße abgepumpt wird wie heute. Das kontrollierte Fluten der stillgelegten Stollen würde das PCB in Flüsse und Bäche spülen, so die Sorge. Das Umweltministerium lässt diese Gefahr durch ein externes Expertengutachten bewerten.