Berlin. Die Gewerkschafter lehnt den Schlichterspruch im Kita-Konflikt ab, aber die Arbeitgeber wollen nichts drauflegen. Ist ein neuer Streik unabwendbar?
Nach der Ablehnung des Schlichterspruchs im Kita-Tarifstreit durch die Gewerkschaften drohen erneut Streiks. Die Arbeitgeber geben sich hart und wollen keine weiteren Zugeständnisse machen. "Ich sehe keine Luft nach oben", sagte der Präsident der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), Thomas Böhle, der "Passauer Neuen Presse" (Montag). "Es war auch für die Arbeitgeber nicht leicht, Akzeptanz für den Schlichterspruch zu finden. Das Ergebnis war nicht einstimmig", erläuterte er. Der Verband habe auch Austritte von Gemeinden zu verzeichnen gehabt, denen der Schlichterspruch bereits zu teuer war.
Erzieher gegen Gehaltserhöhung zwischen 2 und 4,5 Prozent
Bei einer Abstimmung der beteiligten Gewerkschaften hatten sich deren Mitglieder aus dem Bereich des Sozial- und Erziehungsdienstes mit deutlicher Mehrheit gegen den Schlichterspruch von Ende Juni ausgesprochen. Dieser sieht Gehaltserhöhungen zwischen 2 und 4,5 Prozent vor. Der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Bsirske, erklärte daraufhin am Samstag die Schlichtung für die insgesamt rund 240 000 Erzieher und Sozialarbeiter für gescheitert. Er fügte hinzu: "Der Streik wird fortgesetzt" - falls die Arbeitgeber nicht kräftig nachlegen.
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Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, warnte dagegen in der "Rheinischen Post" (Montag), mehr als durchschnittlich plus drei Prozent Gehalt könnten sich die Kommunen nicht leisten. "Noch mehr Geld würde auch das Gehaltsgefüge im öffentlichen Dienst der Kommunen sprengen." Dann wollten etwa auch die Feuerwehrleute mehr Geld. "Ich befürchte, dass es wieder zu Streiks in vielen Kitas kommt", sagte Landsberg.
Nach einem Bericht der "Rheinischen Post" (Montag) will Verdi neue Kita-Streiks vor dem Ende der Schulferien in Baden-Württemberg und Bayern Mitte September vermeiden. Es gehe darum, mögliche Streiks bundesweit zeitlich einheitlich zu organisieren, heiße es in Gewerkschaftskreisen. Die Gewerkschaft will an diesem Dienstag über das weitere Vorgehen entscheiden. Am Donnerstag wollen sich dann Gewerkschaften und Arbeitgeber wieder zu Tarifverhandlungen zusammensetzen.
"Auseinandersetzung nicht auf Rücken der Eltern austragen"
Die CSU-Landesgruppenvorsitzende Gerda Hasselfeldt rief beide Seiten zur Vernunft auf. "Ich appelliere an alle Beteiligten, die aktuelle Auseinandersetzung nicht auf dem Rücken der Eltern auszutragen und Streiks möglichst zu vermeiden", sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
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Der Vorsitzende des Familienausschusses im Bundestag, Paul Lehrieder (CSU), zeigte Verständnis für die Gewerkschaften und ihre Mitglieder. "Nach meiner Auffassung ist die Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher mehr wert, als der Schlichterspruch vorsieht", sagte er der "Passauer Neuen Presse" (Montag). "Die Eltern wären bestimmt auch bereit, für gute Betreuung etwas mehr zu bezahlen als bisher. Ich denke, da sollte ein Kompromiss möglich sein, der signifikant über dem bisherigen liegt." (dpa)