Berlin/Fulda. Der Schlichterspruch zum Kita-Streit von Ende Juni fand bei Verdi keinen großen Zuspruch. Die Gewerkschaftsspitze befragte die Mitglieder - und will nun entscheiden, wie es weiter geht.

Vorübergehend wurde es still um den Tarifstreit an kommunalen Kitas. Die Wochen der Streiks waren fast schon vergessen. Doch rechtzeitig zum Ende der Ferien in vielen Kitas hat Verdi nun eine neue Runde in der Auseinandersetzung um die Tarife für die kommunalen Erzieherinnen und Sozialarbeiter eingeläutet. Müssen sich Eltern wieder Gedanken machen, wo sie ihre Kinder lassen, wenn Kitas bestreikt werden?

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An diesem Samstag will die Gewerkschaftsspitze auf einem Kongress in Fulda mit 300 Streikdelegierten das weitere Vorgehen beraten. Grundlage dafür ist das Ergebnis einer Mitgliederbefragung zu dem für viele Verdi-Mitglieder enttäuschenden Schlichterspruch von Ende Juni.

Was will Verdi?

Die Gewerkschaft will eine soziale Aufwertung der Erzieherberufe. Das trifft in der Gesellschaft grundsätzlich auf große Zustimmung. Verdi-Chef Frank Bsirske sagte, gesellschaftliche Anerkennung müsse sich auch in finanzieller Anerkennung niederschlagen. Er wollte eine bessere Bewertung der Tätigkeit im Erzieher- und Sozialdienst durch bessere Eingruppierungen. Das bedeutet je nach Blickwinkel im Schnitt eine Lohnsteigerung um zehn Prozent.

Wie fiel der Schlichterspruch aus?

Die Schlichter, der frühere sächsische Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) und der einstige Hannoveraner Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg (SPD), schlugen für fünf Jahre je nach Berufsgruppe Steigerungen von 2 bis 4,5 Prozent vor. Einige Gruppen wie Kita-Erzieherinnen mit mehreren Berufsjahren oder Kita-Leiter und Beschäftigte in der Behindertenhilfe würden dabei ganz gut abschneiden, andere gingen praktisch leer aus.

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Verdi sagt dazu, dies sei keine echte Aufwertung, höchsten gehe der Vorschlag einen kleinen Schritt in die richtige Richtung.

Was sagen die Kommunen zum Schlichterspruch?

Die Unzufriedenheit bei Verdi ist keineswegs ein Indiz für Zufriedenheit bei den klammen kommunalen Arbeitgebern. "Der Schlichterspruch stellt viele Kommunen vor große finanzielle Probleme", sagt VKA-Präsident Thomas Böhle. Der Schlichterspruch geht weit über das VKA-Angebot vom Mai hinaus.

Sind neue Streiks wahrscheinlich?

Die VKA dürfte sich nach acht Verhandlungsrunden, vier Wochen Streik und der Schlichtung auch jetzt kaum weiter bewegen. Das Verständnis in der Öffentlichkeit für die Belange der Erzieherinnen dürfte bei neuen Streiks deutlich abnehmen. Ein Dilemma für die Verdi-Spitze.

Wie geht es weiter?

Egal wie die Beratungen in Fulda ausgehen, auf jeden Fall werden die Gespräche mit den kommunalen Arbeitgebern für die rund 240.000 Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst am kommenden Donnerstag (13. August) wieder aufgenommen. Und solange es keinen Tarifabschluss gibt, sind weitere Streiks nicht ausgeschlossen. (dpa)