Washington. Muhsin al-Fadli soll Chef einer Terrorgruppe von Al-Kaida-Veteranen gewesen sein. Die USA wollen ihn in Syrien getötet haben - nahe der Türkei.

Die US-Armee hat nach eigenen Angaben erneut einen international gesuchten Top-Terroristen getötet: Bei einem Militärschlag in Syrien sei der Chef der Terrorgruppe Chorasan, Muhsin al-Fadli, ums Leben gekommen, teilte das Pentagon mit. Chorasan ist eng mit der Al-Nusra-Front verbunden, dem syrischen Ableger des TerrornetzwerksAl-Kaida. Die kleine, aber von den USA als hochgefährlich eingeschätzte Gruppe wurde von Al-Kaida-Veteranen gegründet und soll Anschläge im Westen geplant haben.

Muhsin al-Fadli auf einem Fahndungsbild des US-Verteidigungsministeriums. (Foto: dpa)
Muhsin al-Fadli auf einem Fahndungsbild des US-Verteidigungsministeriums. (Foto: dpa)

Al-Fadli sei am 8. Juli in einem Auto bei Sarmada westlich der nordsyrischen Stadt Aleppo unterwegs gewesen, als er getötet wurde, erklärte Pentagon-Sprecher Jeff Davis am Dienstag. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte damals gemeldet, mehrere Al-Nusra-Anführer seien in der Nähe des Ortes bei US-Luftschlägen ums Leben gekommen.

Enger Mitarbeiter Bin Ladens

Davis zufolge plante Chorasan in Syrien Anschläge auf die USA und ihre Verbündeten. Al-Fadli soll unter dem Dach der Gruppe Dschihad-Veteranen aus Pakistan, Afghanistan, Nordafrika und dem Jemen vereint haben. Kritiker werfen den USA allerdings vor, sie hätten die Gruppe erfunden, um die Luftschläge gegen Extremisten in Syrien zu legitimieren.

Der 34 Jahre alte Kuwaiter Al-Fadli soll ein enger Mitarbeiter des später von einem US-Militärkommando getöteten Al-Kaida-Gründers Osama bin Laden gewesen sein. Al-Fadli sei einer der wenigen gewesen, die vorab über die Anschläge vom 11. September 2001 in New York und Washington informiert gewesen seien, sagte der Pentagon-Sprecher. Die USA hatten ein Kopfgeld von sieben Millionen Dollar (6,4 Millionen Euro) auf ihn ausgesetzt.

Bei den Mitgliedern der Chorasan-Gruppe handele es sich um Experten für Sprengstoffanschläge, sagte Mario Abu Zeid, Syrien-Fachmann des Carnegie Middle East Center in Beirut. Allerdings habe die Gruppe in den vergangenen Monaten ihre Strategie geändert und sich auf Anschläge innerhalb Syriens konzentriert.

Mehrfach Top-Terroristen im Visier

Die Al-Nusra-Front gehört in dem seit mehr als vierjährigen syrischen Bürgerkrieg mittlerweile zu den mächtigsten Rebellengruppen. Stark ist sie vor allem im Norden des Landes, wo sie zusammen mit anderen Gruppen die Provinz Idlib kontrolliert. Die Nusra-Front teilt die Dschihad-Ideologie der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), ist aber mit dieser verfeindet. In Syrien genießt der Al-Kaida-Ableger auch unter gemäßigteren Kräften Sympathien, weil er das Regime in Damaskus bekämpft.

Die USA hatten in diesem Jahr bereits mehrfach Top-Terroristen ins Visier genommen. Mitte Juni soll bei einem US-Angriff in Libyen der Extremist Mokhtar Belmokhtar ums Leben gekommen sein. Wenige Tage später starb bei einem US-Luftangriff im Jemen mit Nasser al-Wahischi der Chef der Terrorgruppe Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP). Al-Wahischi war auch Stellvertreter von Al-Kaida-Chef Aiman al-Sawahiri. (dpa)