Kairo. . Ein 450-Kilo-Sprengsatz verletzte in Kairo einen jungen Mann tödlich und weitere zehn Menschen gefährlich. Neben dem italienischen Konsulat wurden weitere 50 Gebäude zerstört. Der IS bekannte sich zu dem Attentat.

Kilometerweit war die gewaltige Explosion im Stadtzentrum von Kairo zu hören. Ein 26-jähriger Straßenhändler verlor sein Leben und zehn Menschen wurden verletzt, als neben dem italienischen Konsulat eine Megabombe hochging. Die Wucht der Detonation zerstörte die Fassade des historischen Ensembles und beschädigte mehr als fünfzig Gebäude im Umkreis, darunter auch die Kirche der deutschen evangelischen Gemeinde. Selbst im entfernten Ägyptischen Museum am Tahrir-Platz gingen Scheiben zu Bruch.

Islamischer Staat bekennt sich

Wenige Stunden später bekannte sich der „Islamische Staat“ per Internet zu der Tat, dem ersten Angriff der Terrormiliz auf eine westliche Einrichtung in der ägyptischen Hauptstadt. „Mit Allahs Hilfe ist es den Soldaten des Islamischen Staates gelungen, ein geparktes Auto mit 450 Kilo Sprengstoff neben der Zentrale des italienischen Konsulates zu zünden“, hieß es in dem Onlinetext. Alle Muslime wurden aufgefordert, sich künftig von solchen „Lasterhöhlen der Sicherheit“ fernzuhalten, weil sie „legitime Ziele für die Angriffe der Mujaheddin“ seien.

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Entsprechend steigen in Ägypten die Sorgen, das Land könne in den nächsten Monaten eine Eskalation des Terrors erleben, der sich auch gegen Diplomaten und Ausländer richtet. Anfang Juni wurde im Stadtteil Garden City, wo sich viele Botschaften befinden, gerade noch rechtzeitig eine Bombe vor dem saudischen Konsulat entdeckt und entschärft. Italiens Außenminister Paolo Gentiloni erklärte per Twitter, sei Land werde sich nicht einschüchtern lassen. Ägyptens Führung versprach der Regierung in Rom, das stark zerstörte Gebäude auf Staatskosten wieder aufzubauen.

Bild der Verwüstung

Erst vor zwei Wochen war der Generalstaatsanwalt des Landes, Hisham Barakat, auf dem Weg zu seinem Amtssitz durch ein Attentat getötet worden. Drei Tage später starteten die IS-Gotteskrieger auf dem Nordsinai einen spektakulären Simultanangriff auf mehr als ein Dutzend Militärposten, bei dem nach offiziellen Armeeangaben 21 Soldaten und 240 Angreifer starben. Der Wahrheitsgehalt dieser Angaben lässt sich nicht überprüfen, auch weil der übliche offizielle Staatsakt für alle gefallenen Soldaten diesmal kurzfristig abgesagt wurde. Einen Monat zuvor hatte die Polizei nur dank der Aufmerksamkeit eines Taxifahrers ein Blutbad an Touristen auf dem Parkplatz vor dem Karnak-Tempel in Luxor verhindern können.

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In Kairo bot der Anschlagsort an der Galaa-Straße ein Bild der Verwüstung. Eine Außenfassade des Konsulates, in dem auch ein Kulturzentrum und ein Restaurant untergebracht sind, ist komplett herausgerissen. Auf dem Asphalt bildete Wasser aus zerfetzten Leitungsrohren eine riesige braune Lache. In vielen umliegenden Wohnungen und Läden waren Türen, Fenster und Fensterläden aus ihren Verankerungen gerissen. Die in der Nähe vorbeiführende Hochstraße der Stadtautobahn in Richtung Nil hat Risse in ihrer Betonkonstruktion.

Polizei reagiert unprofessionell

Und so wachsen die Zweifel, ob das Regime unter Führung von Abdel Fattah al-Sisi tatsächlich in der Lage ist, die versprochene Sicherheit im Lande zu gewährleisten. Auch die erste Reaktion der Polizei in Kairo war chaotisch und wenig professionell. Statt zunächst das Explosionszentrum zu sichern und abzusperren, nahmen die Beamten vier ausländische Journalisten fest, die zum Anschlagsort geeilt waren. Die Sicherheitskräfte warfen ihnen vor, verdächtig früh zur Stelle gewesen zu sein, bezichtigten sie zunächst der Mittäterschaft, ließen sie dann aber wieder frei.

Ausgelöst wurde das paranoide Vorgehen durch einen Wehrpflichtigen der Bereitschaftspolizei, der plötzlich von einem italienischen Fotografen behauptete, er habe ihn bereits vor der Explosion um 6.30 Uhr am Tatort gesehen.