Essen. . Die Alternative für Deutschland hat auf ihrem Parteitag in Essen eine neue Vorsitzende gewählt. Frauke Petry vom rechten Flügel setzte sich durch.
Die offiziell 3502 bei brütender Hitze in der Grugahalle versammelten AfD-Parteimitglieder haben Frauke Petry zur neuen und ersten alleinigen Sprecherin der Alternative für Deutschland gewählt. Für sie votierten 2047 Delegierte, das sind rund 60 Prozent der Stimmen. Dies bedeutet einen erheblichen Rechtsruck der konservativen, erst 2013 gegründeten Protestpartei.
Die 40-jährige, rechtspopulistisch eingestellte Petry setzte sich nach teilweise hitziger und auch persönlich geführter Debatte beim außerordentlichen Parteitag mit deutlicher Mehrheit gegen den als gemäßigt geltenden Parteigründer Bernd Lucke durch. Petry, die dem sächsischen Landesverband angehört, hat nach der Wende einen Teil ihrer Jugend in Bergkamen verbracht.
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Der Wahl waren scharfe Auseinandersetzungen zwischen den beiden Flügeln vorausgegangen, die auch den Parteitag in Essen prägten. Deutlich wurde bei der Versammlung auch, dass viele AfD-Mitglieder ausländer- und islamfeindliche Einstellungen teilen. Aus Sachsen waren auch eine Reihe bekannter Pegida-Vertreter angereist. Einzelne AfD-Parteimitglieder stachen durch an SA-Uniformen angelehnte Kleidung und Kurzhaarrasuren hervor.
Lucke-Anhänger überlegen, eigene Partei zu gründen
In der AfD tobt seit einem halben Jahr ein erbitterter Machtkampf zwischen dem liberalen und dem rechten Flügel. Der liberal-konservative Flügel steht mehrheitlich hinter Lucke. Rechte und Nationalkonservative unterstützen Petry.
Lucke verließ nach seiner Abwahl am Samstag, noch während Petry sprach, demonstrativ den Saal. Seine Zukunft in der Partei ließ er vorerst offen. Er wolle noch am Abend mit Parteifreunden darüber beraten, sagte der Parteigründer der Deutschen Presse-Agentur. Zusammen mit Vertretern der Vereins "Weckruf 2015" wolle er entscheiden, wie es weitergehe. Lucke hatte den Verein im Mai 2015 gegründet, um sich gegen rechte Strömungen in der Partei abzugrenzen. Noch sei er Parteimitglied der AfD, sagte Lucke. So lange dies so sei, wolle er sich zu einem Parteiaustritt nicht äußern.
Nach der Wahl von Frauke Petry zur neuen AfD-Bundesvorsitzenden denken Anhänger ihres Rivalen Bernd Lucke über einen gemeinschaftlichen Austritt aus der Partei nach. Bei einem informellen Treffen des von Lucke gegründeten Vereins "Weckruf 2015" gingen die Meinungen Samstagnacht allerdings noch auseinander. Ein Teil des liberal-konservativen Flügels plädierte für die Gründung einer eigenen Partei. Andere Gegner des rechten Flügels, dem Petry ihren Sieg zu verdanken hat, wollten dagegen erst einmal abwarten, welche Stellvertreter an diesem Sonntag in den Vorstand gewählt werden. (mit dpa)