Kairo. Es sind die wohl blutigsten Gefechte auf dem Sinai seit zwei Jahren: Viele Menschen sollen bei Angriffen von Extremisten auf Soldaten gestorben sein.

Bei Angriffen islamistischer Extremisten auf Posten der ägyptischen Armee und anschließenden Gefechten im Sinai sind Dutzende Menschen getötet worden. Ägyptischen Medien zufolge kamen bei den Kämpfen am Mittwoch mehr als 70 Menschen ums Leben. Eine offizielle Opferzahl gab es zunächst nicht.

Zu den Angriffen bekannte sich der ägyptische Ableger der sunnitischen Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Die "Löwen des Kalifats in der Provinz Sinai" hätten am frühen Morgen mehr als 15 Posten der ägyptischen Armee überfallen, teilten die Extremisten in einer Internetbotschaft mit. Dabei seien schwere Waffen und drei Selbstmordattentäter eingesetzt worden.

Über die genaue Zahl der Opfer gab es zunächst keine Klarheit. Ein Sprecher der Armee sagte, 10 Soldaten und 22 "Terroristen" seien ums Leben gekommen. Das Militär setzte nach eigenen Angaben Kampfflugzeuge und -hubschrauber ein.

Sinai ist Hochburg der Terrorgruppe Ansar Beit al-Makdis

Radikale Gruppen greifen im Norden des Sinai seit Jahren immer wieder die ägyptische Armee an. Die arme Region ist eine Hochburg der Terrorgruppe Ansar Beit al-Makdis, die Ende des vergangenen Jahres dem IS die Treue geschworen hatte. Der Angriff am Mittwoch war der heftigste Gewaltausbruch im Sinai, seit Ägyptens ehemaliger Präsident Mohammed Mursi 2013 gestürzt wurde.

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Terrorangriffe hatten sich in den vergangenen Tagen in Ägypten gehäuft. Am Montag war Generalstaatsanwalt Hischam Barakat bei einem Bombenanschlag in Kairo getötet worden. Staatspräsident Abdel Fattah al-Sisi hatte daraufhin angekündigt, Prozesse künftig beschleunigen zu wollen - dies ist Teil seines Kampfes gegen die Muslimbruderschaft, die die Regierung für eine Reihe von Attentaten verantwortlich macht. Die Bruderschaft bestreit, Gewalttaten zu verüben.

In diesen Tagen jährt sich die Amtsübernahme des ehemaligen Präsidenten und Muslimbruders Mursi zum dritten Mal. Genau ein Jahr später war es in Kairo zu Massenprotesten gegen ihn gekommen. Am 3. Juli 2013 war Mursi trotz heftiger Proteste seiner Anhänger von der Armee gestürzt worden. Zudem war Anfang der Woche der erste Jahrestag der Ausfrufung des Kalifats durch den IS. Die Gruppe hatte dazu aufgerufen, auch während des laufenden Fastenmonats Ramadan Attentate auf "Feinde" des Islams zu verüben. (dpa)