Dachau. 70 Jahre nach Kriegsende sind russische Rocker auf “Siegestour“ durch Deutschland. Die Polizei ließ sie durch - weil sie keine “echten“ Rocker seien.
Sympathisanten des kremlnahen russischen Motorradclubs "Nachtwölfe" haben am Montag die KZ-Gedenkstätte Dachau bei München besucht. Die Motorradfahrer hatten Fahnen in den Farben weiß, blau und rot dabei, wie sie die russische Flagge zieren. Ein Priester der russisch-orthodoxen Auferstehungskirche sagte, die Besucher hätten Kerzen angezündet und gebetet.
Anschließend wollten sie das Museum der KZ-Gedenkstätte und das Krematorium besichtigen. Bei den am Sonntag nach Bayern eingereisten Bikern handelt es sich nach Angaben der Bundespolizei um Sympathisanten und Familienangehörige der "Nachtwölfe", also nicht um Mitglieder.
Putins "Nachtwölfe" sprechen von zweistündiger Kontrolle durch Polizei
Die "Nachtwölfe" wurden nach eigenen Angaben etwa 50 Kilometer vor München auf der Autobahn von der Polizei angehalten worden. Die rund 30 Beamten, auch mit Hunden, hätten ungefähr zwei Stunden lang die Dokumente kontrolliert, sagte der Sprecher der Gruppe, Alexander Schapowalow, am Sonntagabend der Agentur Tass. Die Biker seien in Autos unterwegs gewesen, in den auch russische Diplomaten saßen.
Gut eine Woche nach dem Start ihrer Tour von Moskau nach Berlin waren erste Mitglieder der Vereinigung am Sonntagabend mit ihren Maschinen in Bayern eingereist. Eine kleine Gruppe passierte von Wien kommend den deutsch-österreichischen Grenzübergang Bad Reichenhall, wie das Polizeipräsidium Oberbayern Nord mitteilte. Es handle sich um "grob geschätzt zehn Personen".
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In Lübeck-Travemünde nahm die Bundespolizei dagegen ein Mitglied des Motorradclubs in Gewahrsam. Der Mann sei am Sonntagabend mit einer Fähre aus Helsinki gekommen, sagte ein Sprecher der Deutschen Presse- Agentur am Montag. Die Überprüfung der Reiseunterlagen dauere an. Der alleinreisende "Nachtwolf" habe möglicherweise falsche Gründe für seine Visa-Erteilung angegeben. Das werde sorgsam überprüft.
Tour der "Nachtwölfe" soll am 9. Mai in Berlin enden
Die Tour der Rocker soll am 9. Mai in Berlin enden - an dem Tag begeht Russland den Tag des Sieges über Hitlerdeutschland. Mehrere EU-Staaten hatten das Projekt auch im Hinblick auf den Ukraine-Konflikt kritisiert. Die Gruppe, deren Präsident Alexander Saldostanow mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin befreundet ist, unterstützt massiv Position prorussischer Kräfte in der Ukraine.
Polen hatte "Nachtwölfen" an der Grenze die Einreise verweigert. Deutschland hatte erklärt, die Tour leiste "keinen Beitrag zur Stärkung der deutsch-russischen Beziehungen", und die Visa einiger Biker annulliert. Mindestens drei Rocker wurden am Flughafen in Berlin-Schönefeld abgewiesen. Der Kreml protestierte dagegen und forderte von der Bundesregierung eine Erklärung.
Tsipras besucht Putin
Dank offener Grenzen in der EU waren einige Rocker von der Slowakei aus nach Österreich gefahren. In Wien legten am Samstag Mitglieder der "Nachtwölfe" gemeinsam mit dem russischen Botschafter einen Kranz vor dem Heldendenkmal der Roten Armee nieder. (dpa)