Oberursel. Radklassiker in Frankfurt wird nach Bombenfund abgesagt - zu groß sei das Risiko, so die Polizei. Statt Volksfeststimmung gespenstische Ruhe.

An diesem Freitag ist es in dem Taunusstädtchen Oberursel gespenstisch ruhig. Nur ein paar kleinere Radgruppen sind Richtung Feldberg unterwegs. Dabei hätte an diesem 1. Mai eigentlich der Radklassiker "Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt" auch Oberursel beleben sollen: Tausende Zuschauer, Volksfeststimmung. Doch daraus wurde nichts.

Die Behörden sagten das Rennen aus Sorge vor einem islamistischen Terroranschlag ab.

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Rückblick: Am Donnerstagnachmittag stehen Polizeiautos rund um ein gelb gestrichenes Mehrfamilienhaus direkt an der stark befahrenen Hohemarkstraße in Oberursel. Ansonsten erinnert auf den ersten Blick kaum mehr etwas daran, dass hier in der Nacht zum Donnerstag bei einer Durchsuchungsaktion in einer Wohnung eine funktionstüchtige, selbst gebaute Bombe gefunden wurde. Und dass nach Einschätzung der Polizei ein islamistischer Terroranschlag vereitelt wurde.

Bei dem Großeinsatz nahm die Polizei ein türkischstämmiges Ehepaar mit vermutlich salafistischem Hintergrund fest. In dessen Wohnung fanden die Beamten neben der Bombe Gewehrteile und scharfe Munition. Der 35-jährige Festgenommene hatte vor Jahren Kontakt mit der islamistischen Sauerland-Gruppe. Er soll auch Verbindungen zur Extremisten-Szene im Rhein-Main-Gebiet haben. Wie intensiv die Kontakte sind, wissen die Ermittler vorerst aber nicht.

Polizei sucht weiter nach Komplizen des Duos

Auch ob das Duo Komplizen hatte, ist am Freitag noch nicht bekannt. Die Ermittler gehen aber davon aus. Auch Islam-Expertin Susanne Schröter betont: "Jeder kann eine Bombe bauen, aber in der Regel ist es schon so, dass salafistische Täter ein Umfeld haben." In diesem Umfeld radikalisierten sie sich.

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In Oberursel erzählt ein Anwohner: "Hier war alles zu mit Polizeiautos, und es waren jede Menge Leute da." Er sei mitten in der Nacht von dem Trubel auf der Straße aufgewacht. Am Donnerstagvormittag habe er dann in den Nachrichten von der Festnahme gehört.

Nach der Beschreibung der Nachbarn in dem Wohnblock eines ehemaligen US-Stützpunkts trug der Mann einen Bart, die Frau war stets verschleiert und trug Handschuhe, auch, wenn sie mit ihren zwei kleinen Kindern auf dem nahen Spielplatz gewesen sei. Näheren Kontakt hatte aber keiner zu der Familie.

Die Gerüchteküche vor Ort läuft heiß. Direkt vor dem Haus verläuft die Strecke des eigentlich für diesen 1. Mai geplanten internationalen Radrennens. "Und hier sind immer jede Menge Zuschauer", sagt eine Frau.

Gezielte Anschlagspläne gegen das Rennen?

In den Räumen des Paares im ersten Stock des Hauses läuft derweil die Spurensicherung. Ab und zu ist ein Mann mit weißem Schutzanzug und Mundschutz am Fenster zu sehen. Hinter dem Haus graben mehrere uniformierte Polizisten ein kleines Rasenstück um. Nach was sie suchen, dazu gibt es keinen Kommentar.

Etwa drei Kilometer entfernt hat die Polizei die Straße zum Feldberg gesperrt. Beamte durchsuchen ein Waldstück, an einem Pfosten an der Straße hängt ein kleines Hinweisschild "Radrennen 1. Mai" - denn auch hier läuft die Strecke des Radsport-Klassikers entlang.

Der 35 Jahre alte Festgenommene hatte sich in den vergangenen Tagen nach Ermittlungen der Polizei an der Rennstrecke aufgehalten und sich damit verdächtig gemacht. Ob es tatsächlich gezielte Anschlagspläne gegen das Rennen gab, war auch am Freitag unklar.

Bombenfund in Hessen

In einer Wohnung im hessischen Oberursel hat die Polizei am Donnerstag eine Bombe gefunden.
In einer Wohnung im hessischen Oberursel hat die Polizei am Donnerstag eine Bombe gefunden. © dpa
Ein SEK sicherte die Durchuchung.
Ein SEK sicherte die Durchuchung. © dpa
Die Beamten nahmen einen Mann und eine Frau fest.
Die Beamten nahmen einen Mann und eine Frau fest. © dpa
Die Bombe sei komplett fertig und funktionstüchtig gewesen, sagten Sprengstoffexperten.
Die Bombe sei komplett fertig und funktionstüchtig gewesen, sagten Sprengstoffexperten. © dpa
Die Polizei sprach anfangs zwar nicht von von einem Terroranschlag, aber...
Die Polizei sprach anfangs zwar nicht von von einem Terroranschlag, aber... © dpa
... der Vorsitzende der hessischen Innenministerkonferenz dankte den Beamten in einem Schreiben für den
... der Vorsitzende der hessischen Innenministerkonferenz dankte den Beamten in einem Schreiben für den "vereitelten Anschlag". © dpa
In einer Wohnung im hessischen Oberursel hat die Polizei am Donnerstag eine Bombe gefunden. Damit wurde wohl ein Anschlag vereitelt.
In einer Wohnung im hessischen Oberursel hat die Polizei am Donnerstag eine Bombe gefunden. Damit wurde wohl ein Anschlag vereitelt. © dpa
In einer Wohnung im hessischen Oberursel hat die Polizei am Donnerstag eine Bombe gefunden. Damit wurde wohl ein Anschlag vereitelt.
In einer Wohnung im hessischen Oberursel hat die Polizei am Donnerstag eine Bombe gefunden. Damit wurde wohl ein Anschlag vereitelt. © dpa
In einer Wohnung im hessischen Oberursel hat die Polizei am Donnerstag eine Bombe gefunden. Damit wurde wohl ein Anschlag vereitelt.
In einer Wohnung im hessischen Oberursel hat die Polizei am Donnerstag eine Bombe gefunden. Damit wurde wohl ein Anschlag vereitelt. © dpa
In einer Wohnung im hessischen Oberursel hat die Polizei am Donnerstag eine Bombe gefunden. Damit wurde wohl ein Anschlag vereitelt.
In einer Wohnung im hessischen Oberursel hat die Polizei am Donnerstag eine Bombe gefunden. Damit wurde wohl ein Anschlag vereitelt. © dpa
In einer Wohnung im hessischen Oberursel hat die Polizei am Donnerstag eine Bombe gefunden. Damit wurde wohl ein Anschlag vereitelt.
In einer Wohnung im hessischen Oberursel hat die Polizei am Donnerstag eine Bombe gefunden. Damit wurde wohl ein Anschlag vereitelt. © dpa
In einer Wohnung im hessischen Oberursel hat die Polizei am Donnerstag eine Bombe gefunden. Damit wurde wohl ein Anschlag vereitelt.
In einer Wohnung im hessischen Oberursel hat die Polizei am Donnerstag eine Bombe gefunden. Damit wurde wohl ein Anschlag vereitelt. © dpa
In einer Wohnung im hessischen Oberursel hat die Polizei am Donnerstag eine Bombe gefunden. Damit wurde wohl ein Anschlag vereitelt.
In einer Wohnung im hessischen Oberursel hat die Polizei am Donnerstag eine Bombe gefunden. Damit wurde wohl ein Anschlag vereitelt. © dpa
In einer Wohnung im hessischen Oberursel hat die Polizei am Donnerstag eine Bombe gefunden. Damit wurde wohl ein Anschlag vereitelt.
In einer Wohnung im hessischen Oberursel hat die Polizei am Donnerstag eine Bombe gefunden. Damit wurde wohl ein Anschlag vereitelt. © dpa
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Versuchter Terroranschlag - Was wir wissen und was nicht 

Islamistischer Terror mitten in Deutschland? Die Ermittlungsbehörden in Hessen haben vermutlich den Terroranschlag eines Ehepaares auf den Radklassiker "Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt" vereitelt. Bis 2008 hieß das Radrennen noch: "Rund um den Henninger Turm".

Wie kamen die Ermittler den Verdächtigen auf die Spur?

Die Behörden wurden auf das Paar aufmerksam, nachdem die 34-jährige Türkin unter falschem Namen drei Liter Wasserstoffperoxid in einem Baumarkt gekauft hatte. Dieser Stoff ist zum Bombenbau geeignet. Der Kauf von Wasserstoffperoxid in einer bestimmten Menge ist meldepflichtig, der Baumarkt informierte die Polizei.

Wie die Ermittler die Verdächtigen trotz Angabe falscher Personalien aufspürten, will das Landeskriminalamt nicht mitteilen. Bekannt ist, dass der 35 Jahre alte Mann Verbindungen zur radikalislamistischen Szene im Rhein-Main-Gebiet hatte. Zudem war er wegen diverser Delikte polizeilich bekannt.

Wie hat sich dieser Verdacht erhärtet?

In der Wohnung des Paares wurden unter anderem drei Liter Wasserstoffperoxid gefunden. Zudem entdeckte die Polizei eine Rohrbombe, 100 Schuss Munition und Teile eines Sturmgewehrs G3. „Wir gehen davon aus, dass wir einen Anschlag dadurch verhindern konnten“, sagte der Leiter der Frankfurter Staatsanwaltschaft, Albrecht Schreiber. Nach den Angaben hatte der Deutsch-Türke vor Jahren auch Verbindungen zur islamistischen Sauerland-Gruppe.

Vier ihrer Mitglieder waren 2012 wegen der Planung von Terroranschlägen verurteilt worden. Dem Vernehmen nach können Ermittler unter anderem Telefonverbindungen des Verdächtigen zur Sauerland-Gruppe nachweisen. Wie intensiv die Kontakte waren, wusste das Landeskriminlamt (LKA) am Freitag aber noch nicht.

Was hatte das Paar geplant?

Die Behörden sagten den Radklassiker sicherheitshalber ab. Sie sehen Überschneidungen beim Streckenverlauf des Radrennens und dem Bewegungsprofil der festgenommen Personen. „Unsere Ermittlungen konzentrieren sich auf das Radrennen, aber andere Ziele sind nicht ausgeschlossen“, sagt ein LKA-Sprecher am Freitag.

Warum soll eine Sportveranstaltung das Anschlagziel sein?

Sportveranstaltungen gelten als mögliches Ziel für Terroristen: „Man kann es nicht überwachen, ein Radrennen ist eine große Massenveranstaltung mit tausenden Teilnehmern und Zuschauern“, sagt Susanne Schröter, Direktorin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam. „Es ist ein so genanntes weiches Ziel, das eine super Angriffsfläche bietet.“

So töteten zwei Islamisten beim Marathon in Boston (USA) 2013 drei Menschen mit Sprengsätzen und verletzten fast 250. In Deutschland sind wegen befürchteter Terrorgefahr bereits mehrfach Veranstaltungen abgesagt worden, etwa im Januar in Dresden Demonstrationen von Anhängern und Gegnern der Pegida-Bewegung und im Februar der Karnevalsumzug in Braunschweig.

Gibt es Komplizen?

Das schließen die Ermittler nicht aus. Das Radrennen wurde auch deshalb abgesagt, weil das Duo möglicherweise nicht alleine handelte. Allerdings gebe es bisher keine konkreten Hinweise auf Verbindungen zu Terrornetzwerken wie Al-Kaida oder der Terrormiliz Islamischer Staat, hieß es am Freitag.

Besteht die Gefahr eines Anschlages weiterhin?

Das kann zumindest nicht ausgeschlossen werden. Deshalb durchkämmten auch am Freitag Beamte den Wald an der Strecke etwa auf der Suche nach Bomben. (we/dpa)