Lampedusa. Schiffsunglück vor der italienischen Insel Lampedusa: Berichten zufolge sind am Sonntag bis zu 700 Menschen ertrunken. 28 Flüchtlinge wurden gerettet.

Nach dem Kentern eines Bootes im Mittelmeer mit rund 700 Migranten an Bord befürchtet das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) die schlimmste Flüchtlingskatastrophe der jüngeren Vergangenheit in der Region.

Flüchtlingsboot hatte schon Hilferuf abgesetzt

Sollte sich die Bilanz bestätigen, würde sie das Ausmaß der Katastrophe von Lampedusa 2013 noch übertreffen, sagte ein UNHCR-Sprecher am Sonntag in Genf. Im Oktober 2013 waren vor der italienischen Mittelmeerinsel mindestens 366 vor allem aus Somalia und Eritrea stammende Flüchtlinge ertrunken, als ihr Boot Feuer fing und kenterte.

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Nach dem erneuten Schiffsunglück haben die Rettungskräfte Dutzende Leichen aus dem Mittelmeer geborgen. Das Boot mit Hunderten Migranten an Bord war in der Nacht zum Sonntag gekentert. Italiens Küstenwache und Marine suchten mit Booten und Hubschraubern am Unglücksort vor der libyschen Küste nach Überlebenden. 28 Menschen konnten zunächst gerettet werden.

Das Unglück ereignete sich im Meer zwischen der libyschen Küste und der italienischen Insel Lampedusa. Ersten Erkenntnissen zufolge hatten die Migranten einen Hilferuf abgesetzt, woraufhin ein portugiesischer Frachter sich auf den Weg machte. Als sich dieser näherte, eilten viele Migranten zu einer Seite des Schiffes, um die Retter zu erreichen. Daraufhin kenterte das etwa 30 Meter lange Boot den Berichten zufolge. Über die Herkunft der Menschen an Bord war zunächst nichts bekannt.

Portugiesischer Frachter wollte helfen

"Wahrscheinlich ist der Frachter in die Nähe des Bootes gefahren. Die Bewegung einiger Flüchtlinge hat das Boot dann zum Kentern gebracht", sagte Carlotta Sami, Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, dem TV-Sender Rai. "Wenn sich die Bilanz dieser erneuten Tragödie bestätigen sollte, sind in den vergangenen zehn Tagen mehr als 1000 Menschen im Mittelmeer ums Leben gekommen." Immer wieder machen sich Migranten von Afrika aus auf den Weg über das Mittelmeer, viele von ihnen überleben die gefährliche Überfahrt nicht. (dpa)