Berlin. Die Mängel des Standardgewehrs der Bundeswehr sind bekannt. Es schießt unpräzise. Doch es ist wohl trotzdem auf Jahre hinaus nicht zu ersetzten.
Trotz der Präzisionsprobleme beim Sturmgewehr G36 wird die Bundeswehr in den nächsten Jahren wohl noch keine Ersatzwaffen bekommen. "Eine kurzfristige materielle Lösung ist aufgrund der Notwendigkeit einer umfangreichen Vergleichserprobung sowie der Regularien des Vergaberechts nicht erreichbar", heiß es in einer Bewertung des Bundesamts für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr. Diese ist in dem am Freitag vorgelegten vertraulichen G36-Expertengutachten für das Verteidigungsministerium enthalten. "Insofern ist eine mehrjährige Übergangslösung unter Rückgriff auf die in der Bundeswehr eingeführten Waffen erforderlich", heißt es darin weiter.
Andere Waffen sollen die Defizite des G36 ausgleichen
Sollten die rund 167 000 Gewehre vollständig ausgemustert werden müssen, "wird eine Zeitlinie von maximal 10 Jahren als realistisch angesehen", heißt es in der Bewertung, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Das Bundesamt empfiehlt daher, die Nutzungsdauer für das G36 über 2016 hinaus zu verlängern und auch Geld in die Instandhaltung der Gewehre zu stecken. Um Defizite im Einsatz auszugleichen, sollten verstärkt andere Waffen verwendet werden.
Der Hersteller selbst durfte die amtlichen Prüfsiegel anbringen
Wie der Spiegel berichtet, gab es bei der Qualitätskontrolle für das G36 Ungereimtheiten. Interne Dokumente des früheren Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) legten den Verdacht nahe, dass BWB-Beamte und Mitarbeiter des Herstellers Heckler & Koch hierbei über Jahre hinweg Vorschriften missachtet haben, schreibt das Nachrichtenmagazin.
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Im Dezember 2006 hat demnach ein Ingenieur des BWB-Bereichs "Qualitätssicherung Waffen" der Behördenspitze berichtet, Heckler & Koch verfüge - gegen alle Vorschriften - über eine Lasersoftware mit dem amtlichen Prüfsiegel. Damit könne das Unternehmen seine Waffen selbst als amtlich geprüft markieren. Die Firma führe somit diese hoheitliche Maßnahme mit eigenen nachgemachten Siegeln aus. (dpa)