Vilnius. Deutschland weitet seine militärische Unterstützung für die baltischen Staaten aus. Unklar ist, ob Russland sich davon beeindrucken lässt.
Als Reaktion auf die Ukraine-Krise rüstet Deutschland den Nato-Partner Litauen mit zwölf Panzerhaubitzen auf. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sagte der litauischen Regierung die Lieferung der schweren Artilleriegeschütze am Mittwoch bei ihrem Besuch Vilnius zu. Sie sollen aus den Beständen der Bundeswehr voraussichtlich für etwa 15 Millionen Euro verkauft werden. Die Einzelheiten müssen aber noch ausgehandelt werden.
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Die Bundesregierung unterstützt auch die Lieferung von rund 100 Transportpanzern aus Industriebeständen nach Litauen. Ob diese aus Deutschland kommen werden, steht aber noch nicht fest. Im Gespräch ist der "Boxer" der deutschen Unternehmen Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall.
Litauen fühlt sich massiv von Russland bedroht
Litauen rüstet seine Streitkräfte derzeit massiv auf. Nach einer Studie des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri hat das größte baltische Land seine Verteidigungsausgaben im vergangenen Jahr um 50 Prozent erhöht. Das ist die höchste Wachstumsrate in der Europäischen Union und der Nato. Das Land mit seinen rund drei Millionen Einwohnern grenzt an die russische Exklave Kaliningrad und fühlt sich seit der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim massiv von dem übermächtigen Nachbarland bedroht.
Die Bundeswehr hat die Panzerhaubitze 2000 mit einer Reichweite von etwa 35 Kilometern erstmals 2010 im Afghanistan-Krieg eingesetzt. 2011 beschloss das Verteidigungsministerium dennoch, die Stückzahl von 148 auf 81 zu reduzieren. Derzeit wird geprüft, ob die Obergrenze wegen der neuen Bedrohungslage korrigiert wird.
Die Abgabe der zwölf Exemplare an Litauen ist dennoch gesichert. Die acht Meter langen und drei Meter breiten Artilleriegeschütze sollen mit Gefechtsständen und Aufklärungstechnik zur Unterstützung geliefert werden.
5000 deutsche Soldaten zu Manövern ins Baltikum
Mit der Waffenlieferung dehnt Deutschland seine militärische Unterstützung für die östlichen Nato-Partner weiter aus. Bereits zugesagt ist Litauen die Entsendung von insgesamt 950 Soldaten für Manöver und zu Ausbildungszwecken. "Wir möchten zur Nato-Präsenz hier in Litauen beitragen", sagte von der Leyen. Es müsse eine "dauerhafte sichtbare Präsenz" des Bündnisses im Baltikum geben.
Insgesamt sollen 5000 deutsche Soldaten an Manövern und Ausbildung in den östlichen Nato-Ländern teilnehmen. Die litauische Präsidentin Dalia Grybauskaitė sagte, der Besuch von der Leyens habe gezeigt, dass Deutschland sich an seine Bündnisverpflichtungen halte. "Die Einheit und Solidarität der Nato-Verbündeten ist die beste Antwort auf Sicherheitsherausforderungen", erklärte sie.
In den anderen beiden baltischen Staaten Estland und Lettland gibt es derzeit keine Wünsche nach deutschen Waffen. Das sagten die Regierungschefs beider Länder, Taavi Rõivas und Laimdota Straujuma, am Mittwoch nach einem Treffen in Riga.
Die Balten fordern seit langem eine dauerhafte Stationierung von Nato- Truppen auf ihrem Bündnisgebiet. Die Nato lehnt das offiziell zwar ab. Durch die enge Abfolge von Übungen und Lehrgängen gibt es aber faktisch eine ständige Truppenpräsenz in nicht unerheblichen Ausmaß. (dpa)