Moskau. . Die EU hatte einen Schulterschluss von Moskau und Athen befürchtet – aber den gibt es nach dem treffen zwischen Putin und Tsipras nicht.

Nein, die griechische Seite hätte nicht um Geld gebeten, Wladimir Putin antwortete extrem knapp auf die Frage des Tages. Alexis Tsipras aber grinste leicht, als er auf Athens Schulden angesprochen wurde: „Das ist ja kein griechisches Problem, das ist ein europäisches Problem.“ Und man werde es im europäischen Rahmen lösen. Putin saß neben ihm, er machte ein eher unlustiges Gesicht.

Treffen von Putin und Tsipras mit Spannung erwartet

Es war das mit Spannung erwartete Treffen von Russlands Staatschef Putin und Griechenlands Regierungschef Tsipras im Kreml. Ein Treffen, das Europas Politik in Alarm versetzt hatte. In Berlin und Brüssel befürchtete man, der Premier des fast bankrotten Staates könne gegen einen russischen Milliardenkredit seine europäische Gesinnung verkaufen und aus der EU-Sanktionsfront gegen Moskau ausbrechen.

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Von Stefan Schulte und Stefan Scholl

Aber der europäische GAU fiel aus. Zwar plauderte Tsipras von „Frühling“ und „Neustart“ im Verhältnis zu Russland, bezeichnete die Sanktionen gegen Moskau als Teufelskreis. Griechenland werde sich in der EU für Verhandlungen einsetzen. Aber „im Rahmen unsere Möglichkeiten“, fügte er hinzu. „Wir halten uns an die Verpflichtungen der internationalen Organisation, de­nen wir angehören. “

Selten, dass ein Verhandlungspartner nach einer Pressekonferenz mehr redet als Wladimir Putin. Selten, dass er besser gelaunt, lebendiger und smarter wirkt, als der Russe. Aber diesmal sah Putin aus, als sei er bei den Gesprächen mit Tsipras an irgendeinem Punkt aus dem Gleichgewicht geraten. In den letzten Tagen hatten die Medien viel über die gemeinsame orthodoxe Religion und das Faible der griechischen Linken für Moskau spekuliert. Aber offenbar fanden der gelernte KGB-Geheimdienstler Putin und der ehemalige Jungkommunist Tsipras keine Seelenverwandtschaft.

Putin hat vermutlich andere Reaktion erwartet

Und offenbar sagte der Mann aus Athen Putin Dinge, die dieser von einem Politiker am Bettelstab nicht erwartet hatte. So warnte Tsipras nachdrücklich vor einer Eskalation des Ukraine-Krieges: „Wir machen uns besondere Sorgen um die über zehntausend Ukrainer griechischer Abstammung, die in Mariupol leben.“ Mariupol ist eine Frontstadt, die von den Ukrainern gehalten wird, und als eines der möglichen Hauptziele der nächsten russischen Offensive gilt.

So bleibt unterm Strich wenig: Eine Erklärung zum 70. Jahrestag des Großen Vaterländischen Krieges, ein gemeinsames Kulturjahr, ein „Handlungsprogramm“ bis 2016, das eher routinemäßige Zusammenarbeit in Wirtschaft, Technik und Kultur vorsieht. Der Kreml erfüllte den Wunsch Athens, den Importboykott für griechisches Obst und Gemüse zu streichen, erst einmal nicht.

Putin schlug stattdessen landwirtschaftliche Gemeinschaftsunternehmen vor. Der russische Eisenbahnkonzern investiert in den Hafen von Saloniki. Und immerhin, Tsipras hat das griechische Interesse am „Türkischen Strom“ bekräftigt. Aber Verbrüderung sieht anders aus.