Moskau. .
Gestern Abend landete er in Moskau, heute Vormittag trifft er Präsident Wladimir Putin, danach erwarten ihn Premierminister Dmitri Medwedew, Duma-Sprecher Sergei Naryschkin und der orthodoxe Patriarch Kiril. Russlands höchste Würdenträger empfangen Alexis Tsipras, obwohl der griechische Premierminister mit ziemlich leeren Händen kommt. Aber er sagt Dinge, die man in Russland gerne hört.
Am Vorabend seines Besuches schwärmte er gegenüber der Nachrichtenagentur Tass von „Neustart“ und „Frühling“ im griechisch-russischen Verhältnis. Außerdem erklärte der Grieche, er sei mit den EU-Sanktionen gegen Russland nicht einverstanden.
Bekanntlich ist Griechenland beinahe bankrott, es gilt als sicher, dass Tsipras im Kreml um eine Senkung der Gaspreise und um eine Lockerung des russischen Boykotts für heimisches Obst und Gemüse bitten wird. Zudem vermutet man in Moskau, er wolle über Geld reden. „Wir sind bereit, Griechenland neue Kredite zu geben“, sagte ein anonymer Regierungsbeamter. Im Gegenzug sei man „an bestimmten Aktiva in Griechenland“ interessiert.
Vollmundige Verlautbarungen
Unklar ist aber an welchen. Vor allem aber konzentriert sich Russlands Interesse auf Tsipras vollmundige Verlautbarungen – im Idealfall auf ein griechisches Veto gegen die EU-Sanktionen, die offiziell im Juli auslaufen. Seit Monaten bearbeitet die russische Diplomatie verschiedene EU-Staaten mit dem Ziel, sie aus der europäischen Einheitsfront gegen das Vorgehen Russlands in der Ukraine herauszubrechen. Als Wackelkandidaten gelten vor allem finanziell klamme Mitgliedsländer. Etwa das ebenfalls hoch verschuldete Zypern, Ungarn und eben Griechenland.