Düsseldorf. Die Bahn gibt dieses Jahr in NRW fast 700 Millionen Euro aus, um ihre Infrastruktur zu verbessern. Die Folge sind viele Umleitungen und Verspätungen.
Schwellen, Schienen und Schotter: Die Bahn in NRW gibt dieses Jahr fast 700 Millionen Euro aus, um Gleise und Bahnhöfe in Schuss zu halten. Auf manchen Hauptstrecken geht dann wegen der Baustellen zeitweise nichts mehr. Das Ziel ist: „Kompakt bauen, um möglichst viel zu erledigen“, sagt Michael Häßler, der Leiter Vertrieb und Fahrplan der DB Netz AG in Nordrhein-Westfalen. Im Frühjahr zum Beispiel bleiben an vier Wochenenden die Hochgeschwindigkeitszüge der ICE-Strecke Köln-Frankfurt im Depot. 2015 sind in NRW 975 größere und 8500 kleinere Baustellen geplant.
Was wird 2015 im NRW-Schienennetz verbaut?
Etwa 440 Weichen, über 700 Kilometer Schienen und zwölf Brücken werden in den großen Baumaßnahmen erneuert. 163 000 Schwellen und mehr als 260 000 Tonnen Schotter werden ausgetauscht.
Gibt es eine klassische Zeit für Arbeiten im Schienennetz?
Viele Baustellen werden extra in die Ferien verlegt. Dann sind weniger Pendler und keine Schüler unterwegs. Zwischen Aachen und Düren ist ein Abschnitt im Sommer sogar sechs Wochen lang gesperrt. Das gilt auch für die Strecke zwischen Hennef und Au (Sieg).
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Gleis- und Weichenerneuerungen, zum Teil auch mit Totalsperrung, stehen auch in Essen-Steele Ost, Dortmund-Hörde sowie in Münster an. Der Vorteil im Ruhrgebiet: Es gibt dort viele parallele Schienenverbindungen als Ersatz.
Ein großes Problem auf der Straße sind marode Brücken und Lastwagenfahrer, die trotz Verbot darüber fahren – wie ist das bei der Bahn?
Die Bahn hat ganz andere Möglichkeiten: Überschwere Züge können Beschränkungen bekommen. Lokführer, die zu schnell fahren, fallen auf. Im Schienennetz von NRW stehen 4300 Brücken, davon viele auf Nebenstrecken. Überprüft wird alle drei Jahre.
Die ICE-Schnellfahrstrecke zwischen Köln und Frankfurt ist noch keine 15 Jahre alt. Wieso müssen die Schienen erneuert werden?
Über die Gleise donnern Züge mit Tempo 300, die Schienen sind nach einiger Zeit abgenutzt. Um 117 Kilometer Gleise zwischen Köln und Montabaur zu erneuern, wird die Strecke im April und Mai an vier Wochenenden total gesperrt. Betroffen sind auch Verbindungen zwischen Dortmund sowie Köln in den Süden.
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Die Sperrung beginnt am Freitag kurz vor Mitternacht, damit Fernpendler noch nach Hause kommen. Dennoch trifft der Stopp viele Pendler.
Kann man die viel genutzte ICE-Verbindung ersetzen?
Die Bahn bietet alternative Routen an der rechten und linken Rheinseite an. In allen Fällen verlängert sich die Fahrt. Der klassische Schienenersatzverkehr kommt auch zum Zuge: eine Busanbindung über die Autobahn 3 neben der Schnelltrasse.
Ist in Zukunft in NRW erstmal Schluss mit Großprojekten?
Nein, einige fangen gerade erst an. Die Vorarbeiten zur Betuwe-Linie, der Güteranbindung an den Rotterdamer Hafen durch NRW, laufen. Auch der Bau des von Pendlern ersehnten Rhein-Ruhr-Express (RRX) zwischen Dortmund und Köln rückt näher. Die Finanzierung für den ersten Abschnitt steht, 2017 könnte es losgehen. In dem Jahr startet in Bonn der Bau einer S-Bahn-Anbindung an den Flughafen. Die Arbeiten an den Bahnhöfen von Duisburg und Dortmund steht auch bevor.