Hamburg. Vor laufender Kamera wollte Hamburgs AfD-Chef Flyer verteilen, doch kaum ein Bürger griff zu. Da kam den AfD-Strategen eine zweifelhafte Idee.
Aktivisten der Hamburger "Alternative für Deutschland" (AfD) haben sich im Wahlkampf als interessierte Bürger ausgegeben. Damit versuchten sie, ihrem Spitzenkandidaten Jörn Kruse aus der Patsche zu helfen. Ein TV-Team der ARD-Sendung "Panorama" begleitete Kruse und erlebte hautnah, wie wenig sich die Hamburger für das AfD-Programm interessierten: Kaum einer nahm den von Kruse dargebotenen Flyer in die Hand.
Deshalb kamen die AfD-Aktivisten auf eine Idee: Einer von ihnen verschwindet plötzlich vom Infostand, wie im "Panorama"-Beitrag zu sehen ist. Wenige Minuten taucht er wieder auf und wird "zufällig" von Kruse angesprochen. "Kennen Sie die AfD?", fragt er den Passanten, "Ich habe mich jetzt noch nicht so tiefergehend damit beschäftigt, aber bei der Europawahl habe ich Sie auch gewählt", antwortet dieser. "Aah, das ist ja toll", freut sich Kruse.
Ein weiterer Mann wird von Kruse auf die "akute islamistische Gefahr" angesprochen. "Aaah, Sie sprechen mir aus dem Herzen", antwortet der Passant, ganz im AfD-Sinne.
Kruse reagiert kleinlaut
Der Schwindel flog auf, weil die "Panorama"-Journalisten die vermeintlichen Passanten wiedererkannten. Darauf angesprochen reagierte Kruse kleinlaut: "Das ist wahrscheinlich so." Entsprechend süffisant ist der Abschlusskommentar des Beitrags: So leicht lasse sich die "Lügenpresse" nicht hinters Licht führen.
Auf Facebook, wo "Panorama" die Videos veröffentlicht hat, erntet die AfD Häme und Spott für die Masche: "Peinliche Nummer", schreibt einer, "ganz bitter und irgendwie bezeichnend", kommentiert ein anderer. Manch einer vermutet allerdings auch, dass Derartiges auch bei anderen Parteien zu beobachten sei.