Bremen. .

Am Sonntag ging es auf dem größten Parteitag in der deutschen Nachkriegsgeschichte nicht mehr um viel, entscheidend war der Samstag für die Alternative für Deutschland (AfD). Da stimmten die Mitglieder einer Struktur zu, wie sie sich Bernd Lucke – er ist Gründer und auch das Gesicht der Partei – gewünscht hat. Das bisherige Führungstrio wird knapp zwei Jahre nach der Parteigründung abgelöst. Ab April gibt es noch zwei Vorsitzende, ab Dezember dann nur noch einen. Und nach dem Wochenende zweifelt kaum einer daran, dass es Lucke selbst sein wird. Der 52-jährige beurlaubte Wirtschaftsprofessor hat seine Macht zementiert. Er wird mitentscheiden, ob sich die AfD von einer Partei der Euro-Kritiker zu einer der Rechtspopulisten entwickelt.

Die Versammlung in Bremen debattierte am Samstag zwölf Stunden lang. Wegen des großen Andrangs fand sie an zwei Schauplätzen statt, im Congress-Centrum und dem Musical-Theater. Beide waren per Video miteinander verbunden. Lucke warb eindringlich für die Verkleinerung der Parteispitze. „Wir sind kein Kegelclub oder Kaninchenzüchterverein“, sagte er vor den rund 1700 AfD-Anhängern. Die Partei müsse professioneller geführt werden. „Was wir gemacht haben als Bundesvorstand, war stümperhaft.“ Dem Vorstand mangele es an Planung, Organisation und Kommunikation. Bisher gehören der AfD-Spitze neben Lucke die sächsische Landesvorsitzende Frauke Petry und der Publizist Konrad Adam an. Luckes Idee, die Parteiführung zu straffen, hatte in den letzten Wochen Kontroversen ausgelöst. Zwischenzeitlich sah es sogar so aus, als könne sie die Partei spalten. E-Mails mit persönlichen Beleidigungen wurden öffentlich. Frauke Petry warnte auch an diesem Wochenende noch davor, basisdemokratische Aspekte zu vernachlässigen und die Partei in ein „schlankes, effizientes Unternehmen“ zu verwandeln. Mancher warf Lucke vor, sich zum „Alleinherrscher“ machen zu wollen. Am Ende stimmte dann aber doch eine große Mehrheit für die Neuordnung. Lucke riss jubelnd die Arme hoch.

Auch draußen vor dem Parteitag ging es turbulent zu. In der Innenstadt sammelten sich laut Polizei 3700 Gegner der AfD und der islamkritischen Pegida-Bewegung. Neben der Kritik an der Euro-Rettung hatte die AfD zuletzt mit kritischen Äußerungen über schlecht integrierte Zuwanderer und mit Kontakten zur islamkritischen Pegida-Bewegung von sich Reden gemacht. Lucke sagte in Bremen, die AfD suche den Erfolg „nicht an ihren Rändern“. Reizthemen wie Zuwanderung seien wichtig für die AfD – „aber bei weitem nicht das Alleinige und das Dominante.“ Im November will sich die AfD erstmals ein Parteiprogramm geben.