Düsseldorf. Dass die großen Volksparteien Anhänger einbüßen, ist nicht neu. Doch 2014 zog die Abwärtsspirale in NRW alle fünf Landtagsparteien nach unten.
Alle fünf im nordrhein-westfälischen Landtag vertretenen Parteien haben im vergangenen Jahr Mitglieder verloren. Anders als in den Vorjahren traf der Abwärtstrend diesmal nicht nur die großen, sondern auch alle kleinen Parteien. Das hat eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur in den Landesparteizentralen in Düsseldorf ergeben. Mehrere Sprecher nannten eine "Bereinigung der Mitgliederkartei" als Ursache. Austrittswellen aus konkreten politischen Anlässen habe es nicht gegeben.
Die meisten Mitglieder hatte zum Jahresende 2014 mit rund 139 000 Anhängern noch die CDU. Im Vergleich zum Vorjahr verlor der Landesverband aber 3527 Christdemokraten. Den größten Verlust in absoluten Zahlen musste die SPD hinnehmen: Sie büßte 4000 Mitglieder ein und hatte zum Jahresende noch etwa 118 000 "Sozis" mit Parteibuch.
Piraten verloren in NRW jedes siebte Mitglied
"Der Trend stellt sämtliche gesellschaftliche Organisationen vor Herausforderungen, beinhaltet aber ebenfalls Chancen", bewertete der Generalsekretär der NRW-SPD, André Stinka, die Entwicklung. "Wir brauchen mit den anderen demokratischen Parteien Ideen, wie wir das politische Miteinander weiter organisieren möchten."
Die Piraten verloren sogar rund jedes siebte Mitglied. Damit kassierte die jüngste Landtagspartei mit knapp 15 Prozent die höchste Abtrünnigen-Quote. Ihr Mitgliederstand sackte um 874 auf 4966 ab. Eine Ursache sieht ein Sprecher in Beitragsflucht nach einem Mahn-Ruf der Schatzmeisterin bei säumigen Mitgliedern.
Selbst die Grünen - jahrelang von Zuwächsen verwöhnt - wurden in diesem Jahr von der Abwärtsspirale erfasst. Sie zählten zum Jahresende 2014 genau 258 Anhänger weniger und haben jetzt 12 717.
In einer ähnlichen Größenordnung verlor die FDP, die vor einem Jahr noch ein leichtes Plus zu vermelden hatte. Sie organisiert noch 14 450 Liberale - 250 weniger als vor einem Jahr.
Die großen Volksparteien befinden sich schon seit Jahren im Abwärtsstrudel und können an ihre Glanzzeiten nicht mehr anknüpfen. 1990 war noch die SPD mit 287 000 Mitgliedern die stärkste Partei in NRW. Die CDU lag damals mit rund 234 000 Anhänger deutlich dahinter.
FDP hatte in NRW 2009 den Höhepunkt
Die NRW-FDP verzeichnete ihren Höchststand im Bundestagswahljahr 2009 mit damals 17 800 Mitgliedern. Bis 2012 verloren die Liberalen dann kontinuierlich Anhänger. "Seither pendeln wir im Bereich unter 15 000", bilanzierte ein Sprecher.
Die Grünen waren im Februar 2014 erstmals in ihrer Landesparteigeschichte über 13 000 Mitglieder gekommen. Der Höhepunkt der Piraten liegt dagegen schon etwas länger zurück: Sie registrierten im September 2012 genau 6482 politische Freibeuter. (dpa)