Essen. Eine extra-Demo für die ViPs, eine wegretuschierte Angela Merkel und Sarko, Sarko, Sarko: Über die medialen Nachbeben des Trauermarsches von Paris.
Nach dem bewegenden Trauermarsch in Paris mit Millionen Teilnehmern kommen immer mehr Details vom Rande der Veranstaltung ans Licht. Zumeist dreht es sich dabei um den Schulterschluss der Staats- und Regierungschefs, die - wie einhellig berichtet wurde - zusammen mit den Demonstranten durch die Straßen von Paris marschiert seien.
Doch inzwischen ist klar: Der Zug der Politik-Prominenz war eine vom Hauptgeschehen abgetrennte Veranstaltung, die nicht am Platz der Republik stattfand, sondern in einer eigens abgesperrten Straße in der Nähe. Wie zum Beispiel die französische Zeitung Le Monde berichtet, trafen sich die Politiker am Platz Leon-Blum, unweit der Metro-Station Voltaire.
Da sich rund 50 Staats- und Regierungschefs angemeldet hatten, ist dieses Arrangement mit Sicherheitsüberlegungen auch gut zu begründen. Zu spüren war am Dienstag aber die Überraschung vieler Medien darüber, wie selbstverständlich sie selbst über den angeblich gemeinsamen Trauermarsch von Bürgern und Politikern berichtet hatten - auch auf diesem Portal.
Orthodoxe Zeitung radiert Merkel aus Trauermarsch
Außerdem wurde aus Israel ein Fall von Bild-Manipulation gemeldet. Die ultraorthodoxe israelische Zeitung „Hamodia“ (deutsch: Der Verkünder) hat bei ihrer Berichterstattung zum „Charlie Hebdo“-Trauermarsch in Paris mehrere Politikerinnen aus dem Gruppenbild der Staats – und Regierungschefs entfernt. Das hat die israelische Zeitung „Maariv“ aufgedeckt.
Obwohl sie in vorderster Reihe mitliefen, wurden die Schweizer Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga, die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel aus dem Bild retuschiert.
Dabei ging Merkel beim beim Trauermarsch sogar Arm in Arm mit Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande. In der Version von „Hamodia“ hingegen hatte sich Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas bei Hollande eingehakt.
„Hamodia“ vermeidet es seit Jahren, Bilder von Frauen zu drucken, weil dies nach Meinung der Redaktion gegen den jüdischen Glauben verstößt. Als Hillary Clinton 2007 mit Barack Obama um die demokratische Kandidatur für die Wahl zum US-Präsidenten kämpfte, zeigte „Hamodia“ lieber ein Bild ihres Mannes, Ex-Präsident Bill Clinton.
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Furore machte am Dienstag auch die Rolle, die Frankreichs früherer Präsident Nicolas Sarkozy bei den Aufnahmen spielte. Obwohl derzeit ohne Amt, gelang es ihm, sich in der ersten Reihe der Polit-Prominenz zu plazieren. Ob ihm das bei seiner erneuten Bewerbung um das Elysee helfen wird, ist aber ungewiss. Im Internet löste sein Auftritt unter dem Hashtag #JeSuisNico eine Welle des Spotts aus.