Rom. . Seit Jahren vermittelte der Vatikan hinter den Kulissen die Annäherung zwischen den beiden Staaten. Vier Männer schnürten ein diplomatisches Paket.

Das hohe Lob galt Papst Franziskus: In Washington und Havanna traten am Mittwoch US-Präsident Barack Obama und Kubas Staatschef Raúl Castro vor die Fernsehkameras, verkündeten die Annäherung der beiden Staaten – und hoben die Bedeutung des Papstes bei dieser Wende hervor. „Sein moralisches Beispiel“, sagte Obama, „zeigt uns die Wichtigkeit, nach einer Welt zu streben, wie sie sein sollte, und uns nicht damit einzurichten, wie sie ist.“

Aber was hat der Papst, was hat der Vatikan mit den kubanisch-amerikanischen Beziehungen zu tun?

Vatikan meldet sich in der Weltpolitik zurück

Nach achtjähriger Abstinenz unter Benedikt XVI. meldet sich der Vatikan in der Weltpolitik zurück: Mit der Gebetswache für Syrien und dem gemeinsamen Friedensgebet der Präsidenten von Israel und Palästina, Shimon Peres und Mahmud Abbas, in den Vatikanischen Gärten hat Franziskus erste Akzente gesetzt. Und nun ist es ihm gelungen, die USA und Kuba an einen Tisch zu bekommen.

Auch interessant

Zwei Jahre vor dem Ende seiner Amtszeit, hat US-Präsident Barack Obama sein politisches Erbe im Blick. Er treibt die Annäherung der USA mit Kuba voran.
Von Dirk Hautkapp

Franziskus hat „im Lauf der letzten Monate“, wie der Vatikan bekanntgab, Briefe an Obama und Castro geschrieben. Darin ging es nur „unter anderem“ um humanitäre Fragen. Der Vatikan zielte auf „eine neue Phase der Beziehungen“ ab, und der Papst hat es offenbar geschafft, den beiden Mächtigen, die aus ihren jeweiligen politischen Ecken nicht mehr herausfanden, Brücken zu bauen.

Gespräche hinter Vatikanmauern

Es folgten direkte amerikanisch-kubanische Gespräche in Kanada und hinter den verschwiegenen Mauern des Vatikans. Diesen Montag war US-Außenminister John Kerry im Vatikan – bereits das zweite Mal in diesem Jahr. Heraus kam Kerry mit dem „Wunsch“, die Kirche möge „bei der Suche nach humanitären Lösungen für die Gefangenen in Guantánamo helfen“. Erst heute ist klar: Dies gehörte zu einem größeren Gesamtpaket. Und da kommt wohl noch mehr.

Geschnürt haben es im Vatikan vier Männer, die sich mit Lateinamerika bestens auskennen. Jorge Mario Bergoglio als Argentinier sowieso, dann seine rechte Hand, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der bis vor einem Jahr päpstlicher Botschafter in Venezuela war, dazu die langjährigen Kirchendiplomaten Beniamino Stella und Angelo Becciu als frühere Botschafter in Kuba.

Johannes Paul II. legte das Fundament

Das Fundament indes hat ein anderer gelegt: Johannes Paul II., der sich mit viel Geduld in die karibische Bastion des Kommunismus vorgetastet hatte. 1997 erklärte der kämpferische Atheist Fidel Castro erstmals das Weihnachtsfest zum Feiertag auf Kuba – es war ein Zeichen und ein Angebot an Johannes Paul II., der vier Wochen später auf die Insel kam. Der Papst machte klar, dass dort gleich zwei Mauern fallen mussten: „Möge Kuba sich mit seinen großartigen Möglichkeiten zur Welt hin öffnen, und möge sich die Welt für Kuba öffnen.“

An diesem doppelten Ziel – der Aufhebung der US-Sanktionen gegen Kuba, sowie dessen Eingliederung in die Staatengemeinschaft – hat die Vatikandiplomatie seither beharrlich und still gearbeitet, sich allen Seiten immer wieder als verlässlicher, neutraler, dritter Gesprächspartner anbietend.

Und von innen heraus half die kubanische Kirche dabei: Die vorher strikt antikommunistischen Bischöfe waren auf eine „Politik der kleinen Schritte“ umgeschwenkt; die Kirche bekam immer mehr Zulauf und ihr Ansehen wuchs. Die Kuba-Reise Benedikts XVI. im März 2012 stärkte sie weiter, so dass keiner mehr an ihr vorbeikam.