Düsseldorf. In der Diskussion über die aktuelle Ausbildungsmisere in NRW haben Handwerk und Landtagsopposition eine Aufwertung von Sekundärtugenden wie Disziplin, Umgangsformen und Sozialverhalten gefordert. Oft scheiterten Bewerber an schrägem Auftreten oder grellem Outfit.

Rotzig-provokante Ausdrucksweisen, ein zu grelles Outfit und auch unangemessenes Verhalten beim Einstellungsgespräch ließen jedes Jahr Firmenchefs und Ausbilder ratlos und so manchen Bewerber stellenlos zurück, sagte der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf, Axel Fuhrmann. „Passende Umgangsformen für eine so ernste Situation wie einen Termin, bei dem es um meine berufliche Zukunft geht, sind erstaunlicherweise keine Selbstverständlichkeit.“

Rund 24.000 junge Leute sind allein im vergangenen Ausbildungsjahr in NRW ohne die gewünschte Lehrstelle geblieben. Dem stehen rund 5000 offene Ausbildungsplätze gegenüber, für die die Betriebe nach eigenen Angaben keine qualifizierten Bewerber finden konnten.

CDU-Vertreter bedauert Abschaffung der Kopfnoten

Der Chef des CDU-Wirtschaftsflügels, Hendrik Wüst, kritisierte, dass die rot-grüne Landesregierung mit der Abschaffung der Kopfnoten im Schulalltag Sekundärtugenden abgewertet habe. „Sozialverhalten, ein anständiger Umgang miteinander, Verbindlichkeit und Pünktlichkeit sind grundlegende Voraussetzungen für Ausbildungsfähigkeit“, erklärte Wüst.

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In die gleiche Kerbe schlug FDP-Fraktionsvize Ralf Witzel: „Disziplin, gute Umgangsformen und Respekt werden heute im grünen Phantasialand der leistungslosen Erziehungsvorstellungen zu Unrecht unterschätzt.“

Gemeinsame Regeln holen Schüler ins Boot

Das NRW-Schulministerium verwies dagegen auf die Möglichkeit jeder Schule, sich in der Schulkonferenz auf eine Schulordnung zu verständigen, in der auch Verhaltensregeln und Erziehungsprinzipien verankert werden könnten. Mit gemeinsam vereinbarten Regeln ließen sich Schüler häufig „ins Boot holen“, hieß es im Ministerium von Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne).

Neu entfacht wurde die Debatte über Verhaltensregeln durch eine Auszeichnung des Initiativkreises Ruhr für die Leiterin der Mülheimer Hauptschule Hexbachtal, Ulrike Nixdorff. Mit ungewöhnlich klaren Kleider- und Verhaltensregeln sowie verbindlichen Zielvereinbarungen für den individuellen Lernerfolg hat es Nixdorffs Kollegium geschafft, dass ihre Hauptschul-Absolventen überdurchschnittlich oft eine Lehrstelle erhalten.