Solingen. Der Brandanschlag auf das Haus einer türkischen Großfamilie in Solingen hatte vor 20 Jahren für Entsetzen gesorgt. Die Jugendlichen, die den Brandsatz von Solingen zündeten, haben ihre Strafen längst abgesessen. Sie sind schon lange frei und mittlerweile um die 40 Jahre alt.

„Solingen“, sagt der Psychologe Metin Gür, „war eine historische Wende.“ Das Zusammenleben in Deutschland-Einwanderungsland habe sich nach 1993 verändert, und trotz des Grauens: zum Guten. „Alle haben die Hand über die Familie gehalten“, erinnert sich Gür, der noch in der Brandnacht zu den Genç’ gerufen wurde. „Er war wie ein Sohn zu mir“, sagt Mevlüde Genç über den Mann, der ihren leiblichen Sohn betreute: Bekir, so schwer brandverletzt, dass er bis heute 30-mal operiert wurde.

Nach und seit den NSU-Morden, sagt Metin Gür, war die Stimmung anders: „Man war nackt“, sagt der Psychologe, allein. Er ertappt sich dabei, dass er Menschen beobachtet, optisch nach harmlos und gefährlich sortiert. „Das Vertrauen ist noch nicht wieder hergestellt.“

Täter erklärten, „dass in Deutschland zu viele Ausländer leben“

Die Jugendlichen, die den Brandsatz von Solingen zündeten, haben ihre Strafen längst abgesessen. Markus, Christian, Felix und der andere Christian, aus bürgerlichem Hause zum Teil, Skinheads damals, die vor Gericht befanden, „dass in Deutschland zu viele Ausländer leben“ – sie sind schon lange frei und mittlerweile um die 40.

So alt, wie Hatice Genç heute wäre. Sie war 18, als sie an der Unteren Wernerstraße umkam in den Flammen. Wie Hülya (9). Wie Gülüstan Öztürk (12). Gürsün Ince (28) und Saime Genç (4) sprangen aus Angst in den Tod.