Essen/Düsseldorf. Parteien versprechen vor der Bundestagswahl so einiges. Mit Ökonom Jens Südekum checken wir im Podcast ihre Programme aus Wirtschaftsperspektive.
Endspurt im Wahlkampf vor der Bundestagswahl 2021. Wir haben uns das im Podcast "Die Wirtschaftsreporter" zum Anlass genommen, um die Wahlprogramme der Parteien aus wirtschaftlicher Perspektive unter die Lupe zu nehmen. Behilflich ist uns dabei der Ökonom und Professor für International Economics an der Uni Düsseldorf Jens Südekum.
Gemeinsam mit WAZ-Wirtschaftsredakteur Stefan Schulte bespricht Südekum einige der großen Themen im Wahlkampf, unter anderem:
Steuererhöhungen versus Steuerentlastungen
"Es hat sich in der Diskussion unter Fachleuten gezeigt, dass bei kleinen Einkommen Steuerentlastungen vordringlicher sind. Und die Selbstfinanzierung von solchen Entlastungen auch viel wahrscheinlicher", so Südekum. Die Steuerentlastung der hohen Einkommen hingegen sei immer sehr stark auch eine ideologische Frage. "Da wird es großen Streit geben und da erwarte ich Kompromisse. Aber das ist eine optimistische Sichtweise", sagt der Ökonom.
Auch das Thema Ehegattensplitting bzw. Familiensplitting wird angesprochen. "Faktum ist, dass das Ehegattensplitting die Zweitverdienenden arg benachteiligt - und meistens sind das Frauen", sagt Südekum. Aus demografischen Gründen müsste Deutschland aber ein Interesse daran haben, dass wieder mehr Kinder geboren würden. "Insofern kann ich dem Modell Familiensplitting schon etwas abgewinnen."
Überalterung, Rente und Aktienrente
Wie können wir das Problem der Überalterung angehen und damit das Rentensystem stabilisieren? Südekum legt dabei einen Fokus auf die Zuwanderung von Fachkräften und damit der Produktivitäts- und Einkommenssteigerung: "Da sehe ich durchaus auch Übereinstimmungen bei den Wahlprogrammen der Parteien. Wir bräuchten pro Jahr zwischen 400.000 und 500.000 zugewanderte Fachkräfte. Das wäre die nachhaltige Lösung, um das Rentenproblem viel entspannter zu lösen."
Ein weiteres Konzept ist die sogenannte Aktienrente, nach dem Vorbild skandinavischer Länder wie Schweden und Norwegen. Durch stärkere Aktieninvestments der Rentenkassen könnte das Rentensystem entlastet werden. Der Staat könnte dann über einen Fonds entsprechende langfristige Renditen auszahlen.
Finanzierung von Investitionen
Klimaschutz, Digitalisierung, Erneuerung von Infrastruktur - wie soll das alles bezahlt werden? "Aus meiner Sicht ist es richtig, solche Investitionsausgaben erstmal über Schulden zu finanzieren", sagt Südekum. Momentan sei das aufgrund der Zinsentwicklung auch recht günstig. Südekum: "Ich glaube, das ist allen Parteien auch klar."
Mehr Einschätzungen und ausführliche Analysen unter anderem auch zu den Themen Mindestlohn, Mini-Jobs und Hartz IV gibt es im Podcast zu hören.
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