Duisburg. . Dienstag ist der letzte Arbeitstag von Zoo-Chef Achim Winkler. Über seine Nachfolge wird im August entschieden. Ein Gespräch über alte Zeiten.

Nach 25 Jahren verlässt Achim Winkler den Duisburger Zoo. „Mit Wehmut“, wie er sagt. Der Dienstag ist sein letzter Tag. Es war seine eigene Entscheidung zu gehen. Seit einigen Monaten läuft die Planung des Gesellschafterwechsels zur Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV). Das soll den Betrieb einerseits profitabler machen, andererseits neue Geldquellen erschließen. Nachdem bereits der kaufmännische Vorstand Detlef Hamacher in den Ruhestand gegangen ist und Astrid Stewin seine Aufgaben übernommen hat, wird nun ein Nachfolger für Winkler gesucht. Den Park kennt der 56-Jährige wie seine Westentasche. Schon als „Steppke“ ist er mit seiner Familie her gekommen, stand vor den Gehegen und hat gestaunt. Bevor er die Leitung in Duisburg übernahm, führten ihn Stationen nach Großbritannien und Südafrika, wo er im Bergzebra-Nationalpark gearbeitet hat. Im Gespräch lässt er seine Zeit Revue passieren und spricht über notwendige Neuerungen.

Sie haben 1993 im Zoo angefangen, damals noch als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Was hat sich seitdem alles geändert?

Wir haben viel geschafft, trotz finanzieller Engpässe, wenn ich da an die neuen Anlagen für Tiger, Bären, das Aquarium oder auch den Streichelzoo denke. Das war auch möglich, weil wir für die Projekte neben der Stadtunterstützung Sponsoren wie die Sparkasse Duisburg, Stadtwerke, RWE, Evonik oder Schauinslandreisen gewinnen konnten oder unser Förderverein uns unterstützte. Es sind aber notgedrungen auch Sachen liegen geblieben. Beim Affenhaus zum Beispiel gibt es erheblichen Erneuerungsbedarf.

Sie standen immer dafür, dass sich der Zoo auch einen Namen in der Wissenschaft gemacht hat. Wie groß ist der Spagat, einerseits dort aktiv und andererseits populär für Besucher zu sein?

Das ist kein Widerspruch. Zum einen geht es darum, zur Erhaltung der Tierarten beizutragen und sie wissenschaftlich zu erforschen. Andererseits wollen wir unseren Besuchern Erholung bieten und zur Bildung beitragen. Im besten Fall erfahren sie hier etwas über die Tierwelt und verstehen, dass sie sich mehr um die Umwelt kümmern sollten, damit die Tiere geschützt und für unsere Nachwelt erhalten werden. Aus diesem Grund bieten wir auch regelmäßig Führungen oder Aktionstage an, wie beispielsweise das soeben stattgefundene Australien-Wochenende, bei dem sich die Besucher über den Schutz der Koalas informieren konnten.

Nicht alle stehen dem Zoo positiv gegenüber. Es gab immer wieder Kritik an der Delfin-Haltung.

Es gibt immer Menschen, die für oder gegen Tierhaltung sind. Gegen die Haltung von Stachelschweinen sagt aber niemand etwas. Es ist ja klar, dass immer nur die Tierarten herausgesucht werden, die populär sind wie die Delfine. Da wird auf Seiten der Gegner jedoch leider immer wieder mit falschen Behauptungen oder mit Informationen von vor 30, 40 Jahren argumentiert. Dass Jungtiere, egal bei welcher Tierart, sterben, kommt auch in freier Wildbahn vor. Unseren Delfinen und anderen Tieren geht es nachweislich gut, sie verhalten sich arttypisch, sind gesund, züchten erfolgreich und leben lange.

Wie sehen Sie den Duisburger Zoo aufgestellt im Vergleich zu den anderen Tierparks in NRW?

Wombat Apari ist der Star im Zoo. Die Duisburger führen das Zuchtbuch bei den Wombats.
Wombat Apari ist der Star im Zoo. Die Duisburger führen das Zuchtbuch bei den Wombats. © Lars Fröhlich

Wir bekommen leider weniger Geld im Vergleich zu den Zoos in anderen Städten. Dafür haben wir in den vergangenen Jahren dennoch richtig gute Arbeit geleistet. Wir haben recht konstant hohe Besucherzahlen und genießen ein sehr hohes Ansehen in der Zoowelt. Trotz des heutigen Angebots an vielen verschiedenen Freizeitmöglichkeiten sind die Besucherzahlen der Zoos so hoch wie eh und je. Wenn die Gehege noch weiter modernisiert werden, dann könnten wir sogar noch eine Schippe drauf legen. Aber allzu große Besuchersprünge sind wohl nicht mehr möglich, zumal der Zoo Duisburg ja bereits zu den bestbesuchten Zoos in Deutschland zählt.

Erwachsene zahlen 16,90 Euro, Kinder ab drei Jahren 9,90 Euro – ohne Ermäßigung. Ist beim Eintritt eine Schmerzgrenze erreicht?

Ach Schmerzgrenze – weiß ich nicht. Andere Freizeitangebote sind noch wesentlich teurer und die Versorgung der Tiere kostet logischerweise Geld. Wir haben recht gute Einnahmen, aber wie jede Kultureinrichtung arbeiten auch wir nicht kostendeckend und sind auf die Eintrittsgelder sowie zusätzliche Unterstützung angewiesen. Es ist wie im Supermarkt, alles wird teurer: Auch wir müssen regelmäßig mehr Geld für Futter und Energie zahlen. Zudem muss das riesige Gelände mit allen Anlagen und Gebäuden instand gehalten werden, mit hohem Investitionsbedarf hinter den Kulissen. Davon bekommt der Besucher ja gar nichts mit.

Ein Grund, warum der Zoo unter das DVV-Dach schlüpfen sollte, ist auch, dass es jetzt mehr Geld für die Arbeit geben soll. Hätte es Sie nicht gereizt, mal mit mehr Geld die Arbeit gestalten zu können?

Natürlich wäre das reizvoll gewesen. Andererseits haben wir in all den Jahren mit vergleichsweise wenig Geld auskommen müssen und dennoch viel Gutes umsetzen können. Es ist jetzt ein guter Zeitpunkt zu gehen und anderen diese neue Aufgabe zu überlassen.

Wissen Sie schon, wo Sie künftig arbeiten werden?

Es gibt ein paar Anfragen, aber etwas Konkretes kann ich dazu noch nicht sagen.

Bei welchem Tier verabschieden Sie sich?

Zuallererst verabschiede ich mich natürlich bei meinen Mitarbeitern. Und in den vergangenen Tagen habe ich immer mal wieder eine Runde durch den Zoo gedreht und den Tieren, die den Grips haben, mich auch zu erkennen, Tschüss gesagt.

Werden Sie den Zoo denn noch einmal besuchen, so wie damals als Jugendlicher?

Klar werde ich mitverfolgen, was aus dem Zoo wird. Aber ich komme dann als Besucher, denn es ist schließlich nicht mehr mein Zoo.

Viele Besucher kommen aus den Niederlanden

Im Jahr 2017 lag die Besucherzahl des Zoos bei rund 786.200 Gästen. Darunter sind nicht nur Duisburger und Besucher aus den Nachbarstädten, sondern auch viele Niederländer. „Die Parks in Holland haben einen viel höheren Eintritt als wir“, weiß Achim Winkler. Auf der 16 Hektar großen Fläche bietet der Zoo einen Bestand von 9243 Tieren, aufgeteilt auf 431 Arten. 100 Festangestellte und rund 60 Aushilfen sind in dem Tierpark am Kaiserberg beschäftigt.