Herne. . Im Prozess um Menschenhandel kursiert am Landgericht Bochum die Nachricht, Zauber sei aufgehoben. 28-jährige Ex-Prostituierte zeigt sich befreit.
Im Prozess um Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung in zwei Herner Bordellen hat am Bochumer Landgericht eine interessante Nachricht aus Afrika die Runde gemacht. Angeblich hat ein spiritueller König und Stammesherrscher in Nigeria zuletzt alle Voodoo-Schwüre von Menschenhandelsopfern annulliert – und nicht nur das.
Alle Flüche weggewischt und umgedreht? Bekannt wurde die „königliche“ Nachricht am Freitag am Rande der Vernehmung einer 28-jährigen Ex-Prostituierten, die ebenfalls in die Fänge der sechs mutmaßlichen Menschenhändler auf der Anklagebank geraten sein soll. „Ja, ich habe davon von einer Freundin über das Internet erfahren“, sagte die Zeugin.
Der König („Oba“) von Benin, einer Region innerhalb Nigerias, soll zuletzt seinerseits ein Ritual abgehalten haben. Und dabei soll der spirituelle Führer nicht nur alle abgeleisteten Schwüre und Flüche inklusive aller Zahlungsverpflichtungen für ungültig erklärt haben. Er soll den Spieß sogar auch noch umgedreht haben. „Der ‚Oba‘ hat jetzt alle Menschenhändler mit einem Fluch belegt“, so die Zeugin.
„Juju-Ritual“ bedrohte Frauen
Das so genannte „Juju-Ritual“ steht von Anfang an im Mittelpunkt des Prozesses. Laut Anklage mussten zahlreiche Frauen vor der Schleusung nach Europa vor einem Juju-Priester Haare und Fingernägel abgeben, teils rohes Hühnerfleisch verzehren und dabei schwören. Der blutige Fluch soll sie und ihre Familien mit dem Tod, Wahnsinn und Unglück bedroht haben, wenn sie ihren Schleusern später nicht 25 000 Euro bezahlen würden.
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Auf die Frage, ob sie die Annulierungs-Nachricht aus der Heimat mit Erleichterung aufgenommen habe, antwortete die Ex-Prostituierte: „Heute habe ich keine Angst mehr.“ Auch die 28-Jährige hatte vor ihrer Schleusung eine Juju-Zeremonie über sich ergehen lassen.
Angeklagt sind zwei Frauen und vier Männer, die bis 2017 mehr als zehn nigerianische Frauen eingeschleust und an Bordells in Herne und Umgebung vermittelt haben sollen. Als Wohnzentrale diente laut Anklage eine Wohnung an der Kastanienallee. Der Prozess wird fortgesetzt.