Herne. Im Voodoo-Prozess vor dem Bochumer Landgericht hat eine Ex-Prostituierte von ihrer Flucht aus Nigeria und grausamen Ritualen erzählt.

Im Prozess um Menschenhandel und Ausbeutung in zwei Herner Bordellen hat eine Ex-Prostituierte (18) weitere brisante Details über ihre Flucht und die spätere Rotlicht-Arbeit enthüllt. Nachdem die Nigerianerin zuletzt bereits blutige Einzelheiten über das Voodoo-Ritual in Afrika offenbart hatte, legte sie am Montag vor dem Bochumer Landgericht nach.

Vor allem die Erinnerung an die Flüchtlings-Route durch die Sahara trieb der 18-Jährigen immer noch Schweißperlen auf die Stirn. „Die Nächte in den Camps waren das Schlimmste, was ich je durchgemacht habe“, erinnerte sich die Zeugin. Sie und die anderen Frauen, die Ende 2016 aus Benin-City in Nigeria in Richtung Mittelmeer geflohen waren, hätten auf den Zwischenstopps in den Sahara-Camps eng aneinander gepfercht und auf dünnen Matten geschlafen.

Auch Voodoo-Ritual wieder Thema

Wenn überhaupt. „Es war so voll, dass man sich nachts nicht bewegen und nur auf einer Seite schlafen musste, weil gar kein Platz zum Umdrehen da war“, so die 18-Jährige. Nach den Weiterfahrten sei es vor allem an den Grenzstellen immer wieder zu Missbrauch und Vergewaltigungen durch Grenzposten gekommen.

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Auch das noch in Afrika absolvierte Voodoo-Ritual war erneut Thema. Die 18-Jährige hatte zuletzt bereits berichtet, dass sie vor einem Juju-Priester das rohe Herz eines Huhns verzehren musste. Am Montag ergänzte die Zeugin, dass ihr auch Finger- und Fußnägel sowie Kopf- und Schamhaare abgeschnitten und abgenommen worden seien.

Ritual fand auch im Ruhrgebiet statt

Laut Anklage diente der Schwur dazu, die Frauen gefügig zu machen, nach der Überfahrt die Schleuserkosten von rund 25.000 Euro unbedingt abzuarbeiten. Auf Nachfrage des Gerichts, räumte die 18-Jährige jetzt sogar ein, wohl auch im Ruhrgebiet noch einmal ein Voodoo-Ritual an einem See durchlaufen zu haben. Grund: Die Hintermänner wollten ihr damit offenbar noch einmal eindringlich zu verstehen geben, wie sie sich im Fall von Polizeikontrollen zu verhalten hat.

Außerdem gab die 18-Jährige auch zu, auf Anweisung eines der Angeklagten versucht zu haben, einem offenbar in sie verliebten Freier mit einer frei erfundenen Krankengeschichte 18.000 Euro abzuluchsen, um möglichst schnell ihre „Ablösesumme“, die Schleuserkosten, bezahlen zu können.

Die sechs Angeklagten sollen bis 2017 mehr als zehn nigerianische Frauen eingeschleust und gegen ihren Willen an Bordells in Herne und Umgebung vermittelt haben. Als Wohnzentrale diente laut Anklage eine Wohnung an der Kastanienallee. Der Prozess wird fortgesetzt.