Washington. Angesichts der Ebola-Epidemie in Westafrika melden sich mehr und mehr westliche Politiker zu Wort. US-Präsident Obama ermahnt die Amerikaner, nicht in Hysterie zu verfallen. Der deutsche Außenminister Steinmeier sagt: “Wir alle haben Ebola unterschätzt.“

Angesichts von drei bekannten Ebola-Fällen in den USA warnt Präsident Barack Obama vor Hysterie. In den Vereinigten Staaten handele es sich nicht um eine Epidemie, sagte er in seiner wöchentlichen Video-Ansprache am Samstag. In der Karibik erregte ein amerikanisches Kreuzfahrtschiff Aufsehen: An Bord befindet sich eine Frau, die als Laborleiterin in einem Krankenhaus in Texas mit Ebola-Proben in Kontakt gekommen sein soll. Aus Furcht vor der Seuche durfte das Schiff zwei Karibik-Häfen nicht anlaufen.

Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) forderte ein stärkeres Engagement der Weltgemeinschaft im Einsatz gegen die Seuche in Westafrika. "Wir alle haben Ebola unterschätzt. Heute wissen wir, dass wir mit jedem Tag, der ohne konsequentes Handeln vergeht, Gefahr laufen, den Kampf gegen Ebola zu verlieren", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Der Ebola-Beauftragte der Bundesregierung, Walter Lindner, sagte dem Blatt, die Hilfe laufe nun an, "spät sicherlich, aber nun von vielen Seiten"

Frankreich kontrolliert Flugpassagiere auf Ebola

Erstmals in Frankreich wurden Flugpassagiere am Samstag auf Ebola kontrolliert. Am Charles-de-Gaulle-Flughafen in Paris mussten sich Reisende bei der Ankunft aus Guinea einer Fiebermessung unterziehen. Auch in London gibt es solche Kontrollen.

Großbritanniens Premierminister David Cameron verlangte von der Europäischen Union (EU), die Finanzmittel im Kampf gegen Ebola auf eine Milliarde Euro zu erhöhen. "Es muss noch viel mehr getan werden", schrieb Cameron in einem Brief an EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy und die EU-Regierungschefs. Auf dem bevorstehenden EU-Gipfel in Brüssel in der nächsten Woche müsse ein "ehrgeiziges Unterstützungspaket" beschlossen werden. Die EU und ihre Mitgliedsstaaten haben bisher 450 Millionen Euro zur Bekämpfung der Krankheit in den westafrikanischen Krisenländern bereitgestellt.

In Liberia, Sierra Leone und Guinea starben mindestens 4500 Ebola-Patienten

Obama ermahnte die Amerikaner, angesichts des lebensgefährlichen Ebola-Virus' nicht in Angst oder Hysterie zu verfallen. Jedes Jahr stürben Tausende Amerikaner an der Grippe. In den USA gehe es um lediglich drei bekannte Fälle bei mehr als 300 Millionen Einwohnern. "Wir müssen das in der richtigen Perspektive sehen", appellierte der Präsident.

In den USA haben sich zwei Krankenschwestern mit Ebola angesteckt. Beide sollen sich in einer Klinik in Dallas bei der Versorgung eines aus Liberia eingereisten Mannes infiziert haben. Der Mann starb am 8. Oktober.

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In der texanischen Hafenstadt Galveston soll an diesem Sonntag das US-Schiff "Carnival Magic" eintreffen. Es hatte weder in Belize noch auf der mexikanischen Insel Cozumel eine Anlegeerlaubnis bekommen. Das Unternehmen Carnival Cruise Lines orderte daher die Rückfahrt in die USA an. Die Kreuzfahrtgesellschaft teilte am Freitag (Ortszeit) mit, die Laborbeschäftigte an Bord stelle keine Gefahr für Passagiere und Besatzung dar. Sie sei 19 Tage zuvor zuletzt in dem Labor tätig gewesen und zeige keinerlei Symptome. Sie bleibe in freiwilliger Quarantäne. Die "Carnival Magic" bietet Platz für rund 5000 Passagiere und Besatzungsmitglieder.

Obama sagte zu den Diskussionen über ein mögliches Flugverbot für Reisende aus den von Ebola betroffenen Ländern, die USA könnten sich nicht einfach von Westafrika abschneiden. Die Vereinigten Staaten würden die globalen Bemühungen im Kampf gegen den Virus in Liberia, Sierra Leone und Guinea weiter anführen, um die Krankheit an ihrer Quelle zu stoppen.

In den drei westafrikanischen Ländern starben nach offiziellen Zahlen bisher mindestens 4546 Menschen an der Seuche. In weltweit bisher sieben betroffenen Ländern wurden laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) bis zum 14. Oktober 4555 Ebola-Tote registriert. (dpa)